Eine Dose mit Polyurethan-Schaum (PU) sollte zur Grundausstattung eines jeden Bauprofis gehören. Die Vielseitigkeit dieses Baumaterials ist einzigartig: Wenn die zu bearbeitende Oberfläche öl- und staubfrei ist, haftet dieser Alleskönner sowohl auf Beton, Putz und Mauerwerk als auch auf Holz und Stahl. Nahezu in jeder Baugewerksanwendung ermöglicht er das Abdichten, Füllen, Fixieren und Dämmen von Bauelementen. Nach dem Aushärten ist der Bauschaum resistent gegen Wasser, Öl, Benzin und verschiedene Lösungsmittel.
Allerdings weisen Füll- und Montageschäume keine Resistenz gegen Feuer auf. Da sie bestenfalls als schwer entflammbar (B1) klassifiziert werden können, dürfen sie an Stellen mit besonderen Anforderungen an das Brandverhalten nicht eingesetzt werden – ein echtes Manko für diesen vielseitigen Helfer unter den Bauprodukten. Die bereits vorhandenen nichtbrennbaren Lösungen waren 2-Komponenten-Schäume auf mineralischer Basis. Jedoch konnte deren Aufschäumverhalten und Wärmeleitfähigkeit nicht mit den handelsüblichen PU-Schäumen konkurrieren. Um der Branche eine interessante Option für den Einbau von Brandschutztüren und Füllarbeiten in Brandschutzwänden anzubieten, hat das Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit Industriepartnern in den letzten Jahren intensiv an der Entwicklung von nicht brennbaren Schäumen gearbeitet.
In Zusammenarbeit mit der IGP Chemie GmbH haben die Forscher neue Schaumrezepturen entwickelt, die die Baustoffklasse A1 erreichen und eine geringe Wärmeleitfähigkeit aufweisen. „Fast alle Proben haben erfolgreich den Test im Nichtbrennbarkeitsofen bestanden, der zusätzlich zum Bombenkalorimeter erforderlich ist, um die Baustoffklasse A1 zu erreichen. Während der Prüfung konnten wir zeigen, dass es bei allen Tests bis auf eine Probe zu keiner Entflammung kam“, berichtet Dr. Torsten Kolb, Projektleiter am Fraunhofer WKI.
In praktischen Versuchen gelang es den Projektbeteiligten, den Montageschaum in Formen zu expandieren, um daraus Dämmboxen zur Isolation von Heizungen herzustellen. Die Forscher haben außerdem die Anwendung des Brandschutzschaums getestet, um den Feuerwiderstand von geschlitzten Gipskartonplatten zu verbessern.
Die Entwicklung des nichtbrennbaren Bauschaums wird es der Bauindustrie künftig erleichtern, strenge Brandschutzrichtlinien zu erfüllen. Durchbrüche und Hohlräume in feuerbeständigen und hochfeuerhemmenden Bauteilen lassen sich mit dem nichtbrennbaren Bauschaum effektiv verschließen. Profitieren können auch TGA-Unternehmen. Denn der Brandschutzschaum bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, haustechnische Anlagen, wie Heizungen, mit einer brandgeschützten Wärme- und Schalldämmung auszustatten.
(Autor: Paul Deder)