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Mittwoch, 24. März 2021

VHV-Bauschadenbericht veröffentlicht

Ein Anstieg der Schadenfälle im Jahr 2019 nach einem Rückgang in den Jahren zuvor sowie eine kontinuierliche Steigerung der Schadenbeseitigungskosten seit 2016 – dies sind Ergebnisse aus dem erschienenen VHV-Bauschadenbericht Tiefbau und Infrastruktur 2020/21. Die Schadenauswertungen basieren auf einer umfassenden Analyse von Daten gemeldeter Versicherungsschäden über den Zeitraum von fünf Jahren zwischen 2015 und 2019. Sie zeigen die Entwicklung der Bauschadenzahlen und Regulierungskosten im Bereich Tiefbau und Infrastruktur. Die häufigste Schadenart sind Kabel- und Leitungsschäden; die meisten Schäden entstehen vor allem als Folge von fehlender oder fehlerhafter Leitungsauskunft sowie bei der Bedienung von Baugeräten.

Die wissenschaftliche Grundlage des Berichtes ist eine umfangreiche Datenauswertung zu Baumängeln und Bauschäden im Bereich Tiefbau und Infrastruktur, die das Institut für Bauforschung e.V. (IFB) im Auftrag der VHV Versicherungen durchgeführt hat. Unter der Marke „VHV Bauforschung“ konzentriert die VHV die bereits seit 2002 bestehende Zusammenarbeit mit dem IFB mit dem Ziel, aktuelle und praxisnahe Themen systematisch wissenschaftlich zu untersuchen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Mit dem VHV-Bauschadenbericht Tiefbau 2020/21 ist jetzt im Fraunhofer IRB Verlag der zweite Bericht der Bauschadenreihe veröffentlicht worden, die im kommenden Jahr erneut mit dem Hochbau-Bericht fortgesetzt wird.

Insgesamt wurden in dem Bericht drei Schwerpunkte betrachtet: Am Anfang steht ein Einblick in die Theorie des Bauens mit Entwicklung, Status, rechtlichen Aspekten sowie der Historie der bisherigen Bauschadenforschung im Bereich Tiefbau und Infrastruktur. Zweiter Schwerpunkt ist die Analyse aktueller Schadendaten auf der Grundlage umfangreicher Auswertungen sowie die Vorstellung und intensive Aufarbeitung ausgewählter Schadenfälle. Ergänzt wird das Buch durch Ideen, Strategien und Konzepte zur Erhöhung der Bauqualität verschiedener Akteure der Bauwirtschaft. Der Fokus wurde im gesamten Bericht bewusst darauf gerichtet, wie qualitativ hochwertig gebaut werden und die – insgesamt stabil gute – Bau- und Planungsqualität in Deutschland weiter verbessert werden kann.

Mangelnde Informationsweitergabe als Fehlerquelle

Ein Hauptproblem für mangelnde Qualität sind Fehler bei der Informationsweitergabe. Die Studie zeigt, dass rund 95 % der in einer Umfrage des IFB befragten Unternehmen schätzt, dass durch genauere bzw. durch vollständige Lagepläne ein eingetretener Schaden hätte vermieden werden können, rund 90 % halten eine exakte Planauskunft für potenziell schadenvermeidend. Immer-hin noch rund 75 % wünschen sich eine bessere Kenntlichmachung der Leitungen und Anlagen, während weitere rund 75 % der befragten Unternehmen eigene Fehler als schadenursächlich erkennen und eine mangelhafte Arbeitssorgfalt für den Schadeneintritt verantwortlich machen.

Bessere Ausbildung für mehr Qualität

Eine weitere effektive Maßnahme zur Reduzierung von Bauschäden ist die bedarfsgerechte Weiterbildung der im Tiefbau tätigen Fachkräfte. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten in diesem Bereich, die noch weitaus mehr von Unternehmen genutzt werden könnte. Eines dieser Angebote ist die Qualifi-zierungsmaßnahme „Sicherheit bei Bauarbeiten im Bereich von Versorgungsleitungen“. Das Besondere: Diese richtet sich nicht nur an Ausführende und Aufsichtführende, sondern ist auch für Planer geeignet. Zusätzlich zum theoretischen Teil kann die Qualifizierung durch praktische Schulungen und Sicherheitstrainings ergänzt werden, bei denen die Teilnehmer elementare Sicherheitsregeln für Tiefbauarbeiten in Leitungsnähe erlernen.

Das IFB hat mittels einer Umfrage untersucht, wie weit diese Qualifikationsmaßnahme von Tiefbauunternehmen angenommen wird. Ergebnis: Rund 40 % der Befragten schulen ihre Mitarbeiter mithilfe dieser Maßnahme theoretisch und praktisch, weitere rund 40 % setzen auf ausschließlich theoretischen Schulungen. Rund 18 % der Befragten nehmen die Schulungen nicht in Anspruch. Hier zeigt sich deutliches Verbesserungspotenzial. Denn: Untersuchungen zur Wirksamkeit von Qualifizierungsmaßnahmen zeigen, dass durch den Einsatz entsprechend geschulter Fachkräfte die Schadenzahlen deutlich gesenkt werden können. Ein Beispiel ist die Entwicklung der Schadenhäufigkeit an erdverlegten Gasleitungen. Hier ist zwischen 2004 und 2013 bundesweit ein Rückgang der Schadenzahlen um rund 40 % zu verzeichnen.

Verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssteigerung

Der Prozessablauf im Tiefbau zeigt, dass bereits die Planungsphase für eine erfolgreiche Bauleistung entscheidend ist. Die Verantwortung beginnt somit schon beim Planer, der mit dem erforderlichen Wissen und unter Beachtung der geltenden Regeln sowie der örtlichen Gegebenheiten die Planung erarbeitet. Die Verantwortung für die Ausführung obliegt den Fachkräften vor Ort. Für eine reibungsarme Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten ist ein frühzeitiger und umfassender Informationsaustausch notwendig, beispielsweise mithilfe regelmäßiger Baubesprechungen. Eine unabhängige Qualitätssicherung kann ein weiterer Baustein sein, um die Qualität der Bauleistung zu verbessern. Externe qualifizierte (Ingenieur-)Büros kontrollieren dabei die Bauausführung ergänzend zur üblichen Bauüberwachung und garantieren, dass Mängel und/oder Schäden frühzeitig erkannt und alle geforderten Vorgaben eingehalten werden. In der Folge wird das Schadenrisiko gesenkt.

Ein weiteres Ergebnis des Tiefbauberichtes ist, dass in Deutschland einheitliche Bestimmungen über die Qualität der Leitungsdaten und die Genauigkeit von Positionsangaben in den von den Versorgungsunternehmen bereitgestellten Unterlagen fehlen. Verbindliche Regelungen könnten wesentlich dazu beitragen, das Risiko von Leitungsbeschädigungen, Unfällen und Versorgungsausfällen zu minimieren.

Aus der Gesamtheit der aus dem VHV Bauschadenbericht Tiefbau 2020/21 gewonnenen Erkenntnisse lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten, die entscheidend zu einem Rückgang der Bauschäden beitragen können. Damit wäre auch eine spürbare Senkung der tatsächlichen Schadenbeseitigungskosten verbunden. Dies sind unter anderem eine sachkundige Vorbereitung der Tiefbauarbeiten, der Einsatz von Verfahren zur Leitungsortung, eine Verbesserung bei der Informationsweitergabe von Leitungsplänen, die Verwendung genormter Warneinrichtungen zur besseren Kenntlichmachung erd-verlegter Kabel und Leitungen, eine gewissenhafte Ausführung der Tiefbauarbeiten, der Einsatz von qualifizierten Fachkräften sowie systematische Qualitätskontrollen durch unabhängige Prüfer. Reduziert auf die wesentlichen Aussagen, konkretisiert sich im Bauschadenbericht Tiefbau 2020/21 zudem eine deutlich die Forderung: die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Baubeteiligten und die Intensivierung der Qualifikation von Fachkräften.

Den Bauschadenbericht als E-Book zum kostenlosen Download sowie weiterführende Informationen, Daten und Fakten zum Thema finden Interessierte bei den VHV-Bauexperten. 

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