Nach dem Scheitern der Tarifschlichtung im Bauhauptgewerbe wurde am Montag, dem 13. Mai, an vielen Baustellen die Arbeit niedergelegt. Zuerst begannen die Warnstreiks vor allem in Niedersachsen, doch laut der IG BAU sollen sich diese im Laufe der Woche punktuell auf das gesamte Bundesgebiet ausweiten. Schon kurz nach der Ablehnung des Schlichterspruchs durch die Arbeitgeberverbände kündigte der IG BAU diese Maßnahmen an. "Jetzt wird gestreikt, und das massiv", stand in der Pressemitteilung des Gewerkschaftschefs Robert Feiger. Nun macht die IG BAU ihre Drohung wahr.
Am Dienstag füllten sich in Duisburg, Dortmund und München die Streiklokale und heute geht es unter anderem in Chemnitz, Nürnberg und Frankfurt/Main weiter. Zum ersten Mal seit 17 Jahren stehen nun zahlreiche Baustellen still. Gestreikt wird nunmehr nicht für den Schlichtervorschlag, sondern für die ursprüngliche Forderung: 500 Euro mehr im Monat über alle Lohngruppen hinweg.
Im Vorfeld haben die beiden Arbeitgeber-Spitzenverbände HDB und ZDB den Unternehmen freiwillige Entgeltanhebungen empfohlen. Ihr Vorschlag: Die Tariflöhne und Gehälter sollen ab 1. Mai im Westen um 5 % und im Osten um 6 % angehoben werden. Für die unterste Lohngruppe 1 ist eine Mindestanhebung auf bundeseinheitlich 14 Euro vorgesehen. Die Ausbildungsvergütungen sollen im 1. Ausbildungsjahr einheitlich auf 1.000 Euro ansteigen, für die Ausbildungsvergütungen in den 2., 3. und 4. Ausbildungsjahren sind unterschiedliche Erhöhungen vorgesehen, die über dem gescheiterten Schlichtungsspruch liegen. „Die Mitarbeiter sollen nicht unter dem Tarifkonflikt zu leiden haben. Sie haben eine Entgeltsteigerung verdient“, so Uwe Nostitz, Vizepräsident des ZDB und Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. „Wir haben dabei aber auch Verständnis für die Unternehmen, die aufgrund ihrer schwierigen wirtschaftlichen Situation diese Empfehlung nicht eins zu eins umsetzen können.“
„Die Tarifempfehlung ist eine vorübergehende Lösung, mit der wir zeigen, dass wir zu unseren Zusagen und Angeboten stehen. Wir streben nach wie vor eine schnelle Lösung des Tarifkonflikts an und stehen für entsprechende Gespräche bereit“, sagt Jutta Beeke, Vizepräsidentin des HDB und alternierende Vorsitzende der gemeinsamen Verhandlungskommission.
Die Strabag-/Züblin-Gruppe ist dieser Empfehlung gefolgt und will die Tariflöhne und Gehälter dem Vorschlag entsprechend anheben. Christian Hattendorf, Arbeitsdirektor und Vorstandsmitglied der Strabag AG, betont: „Als größte Bau-Arbeitgeberin mit rund 30.000 Mitarbeiter:innen in Deutschland begrüßen wir die Initiative zur freiwilligen Entgelterhöhung sehr. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gerade in Zeiten der Krise großes Engagement und persönlichen Einsatz bewiesen. Eine faire und schnelle Anhebung ihrer Löhne und Gehälter steht daher für uns außer Frage.“
Auch die Bauunternehmung Leonhard Weiss setzt rückwirkend zum 1. Mai eine freiwillige Lohn-/Gehaltserhöhung um. „Mit der freiwilligen Anhebung der Löhne und Gehälter folgen wir der Empfehlung der Arbeit-geberverbände. Wir geben damit unsere persönliche Wertschätzung an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter, die mit ihrem außerordentlichen Einsatz den Erfolg unseres Familienunternehmens sichern“, betont Alexander Weiss, geschäftsführender Gesellschafter. „Als großer Arbeitgeber und als wichtiger Akteur der Baubranche streben wir zudem an, dass so schnell wie möglich eine Einigung herbeigeführt wird, die im Sinne der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite ist.“