zum Newsletter anmelden
 

Dienstag, 16. April 2024

Fossile Stromerzeugung deutlich gesunken

Am 15. April 2023 ging in Deutschland mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim und Isar die Ära der Kernkraft zu Ende. Am ersten Jahrestag des Ausstiegs zieht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE Bilanz. Die Kernkraft wurde durch die gestiegene Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt. Auch die Erzeugung aus fossilen Energien ging zurück, was durch Stromeinsparung, Eigenstromerzeugung aus Photovoltaik, eine reduzierte Last und Importe kompensiert wurde. Die Strompreise fielen auf das Niveau von 2021. Grundlage der Auswertung ist die Datenplattform energy-charts.info

Im letzten Betriebsjahr vom 16.04.2022 bis zum 15.04.2023 haben die deutschen Kernkraftwerke 29,5 TWh Strom erzeugt und lieferten 6,3 % der öffentlichen Nettostromerzeugung. Auch nach ihrer Abschaltung sorgt die Atomkraft weiter für Diskussionen. So wurde angesichts gestiegener Stromimporte im Sommer 2023 behauptet, Deutschland sei zum Stromimporteur geworden, oder der Atomstrom sei durch Kohle ersetzt worden.

"Tatsächlich wurde die Stromerzeugung aus Kernkraft energetisch durch erneuerbare Energien ersetzt. Im ersten Jahr ohne Kernenergie wurden ungefähr 270 TWh erneuerbarer Strom erzeugt, 33 TWh mehr als im Vorjahreszeitraum. Unser Strommix ist so sauber wie nie zuvor", erklärt Prof. Bruno Burger, der die Datenplattform energy-charts.info des Fraunhofer ISE verantwortet. Die Erneuerbaren Energien hatten zwischen April 2023 und April 2024 einen Anteil von 58,8 % an der elektrischen Last. Das ist die Summe aus dem öffentlichen Stromverbrauch und den Netzverlusten.

Rückgang fossiler Energien und Last

Parallel zur gestiegenen Erzeugung aus erneuerbaren ist die Stromerzeugung aus fossilen Energien zurückgegangen. Im ersten Jahr ohne Kernenergie wurden ungefähr 154,4 TWh Strom aus Kohle, Erdgas, Öl und Müll erzeugt. Das liegt deutlich unter den Werten der Vorjahre und 26 % unter dem Vorjahreszeitraum. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung sank auf 33,7 %. Gründe dafür sind unter anderem die hohen Preise für Erdgas und Steinkohle und die hohen CO2-Zertifikatskosten. Die Last ist ebenfalls um 2,1 % auf 459 TWh zurückgegangen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Stromeinsparung im Industrie- und Privatbereich, ein Rückgang der Produktion und höhere Eigennutzung von Photovoltaikstrom.

Importstrom im Sommer günstiger

Die Importe sind im ersten Jahr ohne Kernkraftwerke gestiegen, obwohl Deutschland genügend Kraftwerkskapazität hatte, um sich jederzeit selbst zu versorgen. Einer Last von etwa 75 GW stehen in Deutschland etwa 90 GW an nicht-fluktuierenden Erzeugungskapazitäten gegenüber. Dazu kommen noch die erneuerbaren Erzeuger Solar (ca. 85 GW) und Wind (ca. 70 GW) und die Pumpspeicher (ca. 9,5 GW). "Dass wir 23 Terawattstunden Strom importiert haben, gegenüber 21,3 Terawattstunden Export im Vorjahr, liegt also nicht an mangelnden Erzeugungskapazitäten in Deutschland. Grund sind die deutlich gefallenen Börsenstrompreise. Im Sommer haben die erneuerbaren Kraftwerke in den Alpen und in Dänemark, Norwegen und Schweden günstigen Strom erzeugt, so dass die deutschen Kohlekraftwerke nicht konkurrenzfähig waren. So kam auch über den Import viel Strom mit niedrigen Treibhausgasemissionen nach Deutschland", erklärt Prof. Burger. Hinzu kam im Sommer, dass viele Kernkraftwerke in Frankreich nach den Ausfällen im Jahr 2022 wieder am Netz waren und überschüssigen Strom exportiert haben.

Börsenstrompreise weiter rückläufig

Die Strompreise an der Börse (Day-Ahead) sind auf das Niveau von April 2021 zurückgegangen, liegen also niedriger als vor dem Ukrainekrieg. Der durchschnittliche monatliche Day-Ahead Börsenstrompreis liegt im April 2024 bei 48,39 Euro/MWh oder 4,8 Cent/kWh. Die Strompreise der Haushalte haben sich auch erholt und liegen für Neukunden auf dem Niveau vom 04. Juni 2021.

Die Auswertung des Zeitraums Mitte April 2023 bis Mitte April 2024 zeigt also, dass der Wegfall der Kernkraft in Deutschland gut kompensiert werden konnte. Entgegen den Behauptungen lag der Anstieg beim Import nicht an mangelnden Erzeugungskapazitäten in Deutschland, sondern an den günstigen Erzeugungspreisen der erneuerbaren Kraftwerke in den Alpen und in Skandinavien. 

Weitere Artikel:

26. August 2024
Schneller-Bauen-Gesetz beschlossen
Schneller-Bauen-Gesetz beschlossen
Schneller-Bauen-Gesetz beschlossen
Der Senat von Berlin hat am 20. August auf Vorlage des Senators für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Christian Gaebler, das Schneller-Bauen-Gesetz (SBG) beschlossen. Das SBG ist eines der prioritären Regierungsvorhaben und verfolgt das Ziel, die Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozesse zu beschleunigen und die allgemeinen Rahmenbedingungen für das Bauen in Berlin zu verbessern. Das SBG umfasst über 50 gesetzliche Änderungen in zehn Landesgesetzen und einer Rechtsverordnung.
24. August 2024
Ersatzbaustoffverordnung
Umfrage: EBV-Ziel bislang nicht erreicht
Ersatzbaustoffverordnung
Nach über 15 Jahren Diskussion trat am 1. August 2023 die Ersatzbaustoffverordnung (EBV) in Kraft. Diese soll die Kreislaufwirtschaft am Bau fördern und den Einsatz von Recyclingbaustoffen erhöhen. Mineralische Bauabfälle sind mit über 220 Mio. t die größte Abfallmenge in Deutschland.
22. August 2024
Baugenehmigungen
Baugenehmigungen: Bescheidene Halbjahresbilanz
Baugenehmigungen
Im Juni 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17.600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 19,0 % oder 4.100 Baugenehmigungen weniger als im Juni 2023. Im Vergleich zum Juni 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen um 42,1 % oder 12.800 Wohnungen. Im 1. Halbjahr 2024 wurden 106.700 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,1 % oder 28.500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
14. August 2024
Kabinett beschließt Wohngeld-Erhöhung
Kabinett beschließt Wohngeld-Erhöhung
Kabinett beschließt Wohngeld-Erhöhung
Das Bundeskabinett hat heute im Umlaufverfahren die Zweite Verordnung zur Fortschreibung des Wohngeldes nach § 43 des Wohngeldgesetzes beschlossen. Im Wohngeldgesetz ist eine regelmäßige Dynamisierung im Zwei-Jahres-Rhythmus festgelegt. Diese garantiert die Anpassung des Wohngeldes an die Preis- und Mietpreisentwicklung in Deutschland. Die letzte Erhöhung des Wohngeldes gab es am 1. Januar 2023 mit Inkrafttreten des Wohngeld-Plus-Gesetzes.
15. August 2024
WDVS-Absatz bricht ein
WDVS-Absatz bricht deutlich ein
WDVS-Absatz bricht ein
Nachdem sich im ersten Quartal 2024 ein leicht positiver Trend mit einer Steigerung von +1,7 % im Vergleich zum Vorjahresquartal gezeigt hatte, brach im zweiten Quartal dieses Jahres der WDVS-Absatz gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 deutlich um -9,3 % ein. Die B+L Marktdaten GmbH als Partner des VDPM für die Erhebung der Marktstatistik führt diese deutlichen Schwankungen unter anderem auf die Volatilität und Unsicherheit im Markt zurück. Diese werden durch die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen verstärkt und treffen die gesamte Baubranche.
15. August 2024
Meva Werk
Schalungshersteller Meva eröffnet neues Werk
Meva Werk
Mit einem Handwerkerfest weihte die Meva Schalungs-Systeme GmbH nach 15-monatiger Bauzeit eine neue, 2.500 m² große Werkshalle am Hauptsitz Haiterbach ein. Hier finden die Produktion im Sonderschalungsbau, die Vormontage, der Vorrichtungsbau, die Großteilereinigung und der Bereich für die handwerklichen Auszubildenden eine moderne Heimat.
13. August 2024
Coreum Praxistage
Coreum Praxistage geben Gelegenheit zum Testen
Coreum Praxistage
Jährlich im Herbst öffnet das Coreum in Stockstadt am Rhein für drei Tage seine Türen für alle Fachbesucher und solche, die es werden wollen. Die diesjährige Veranstlatung findet vom 11. bis zum 13. Oktober 2024 statt. Auf 80.000 m² – die sonst ganzjährig nur Unternehmen mit vorherigem Beratungstermin zur Verfügung stehen – erleben die Besucher Innovationen und Neuheiten in über 15 Themenwelten mit integrierten Aktionsflächen von mehr als 60 Ausstellern. Denn neben den bekannten Coreum-Partnern für Maschinen, Fahrzeuge, Anbautechnik, digitale Lösungen, Equipment und Dienstleistungen wird es weitere Aussteller geben, die das Angebot komplettieren.
13. August 2024
Wacker Neuson mit Umsatzrückgang im 1. Halbjahr
Wacker Neuson mit Umsatzrückgang im 1. Halbjahr
Wacker Neuson mit Umsatzrückgang im 1. Halbjahr
Die Wacker Neuson Group hat heute den vollständigen Finanzbericht veröffentlicht und damit auch die bereits am 17. Juli 2024 veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das erste Halbjahr 2024 bestätigt. Demnach zeigt sich die aktuelle Gesamtmarktsituation weiterhin schwach. Die Baumaschinenbranche ist seit Jahresbeginn durch einen niedrigen Auftragseingang und volle Lager bei Händlern gekennzeichnet. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres der Wacker Neuson Group spiegeln die aktuelle Marktsituation wider. Erzielt wurde ein Umsatz von 1.204,8 Mio. Euro, was einem Rückgang von 11,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (H1/2023: 1.365,9 Mio. Euro).
09. August 2024
Strabag Großauftrag
Strabag sichert sich Großauftrag in Ostdeutschland
Strabag Großauftrag
Die Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz und TenneT realisieren gemeinsam die Gleichstromverbindung SuedOstLink. Die Stromleitung verbindet Wolmirstedt bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt mit dem ehemaligen Kraftswerksstandort Isar bei Landshut in Bayern. Für den 85 km langen Abschnitt B durch Thüringen und Sachsen sind nun die Bauleistungen vollständig vergeben worden. Die Vergabe ist in mehreren Losen erfolgt. Das Bauunternehmen Strabag erhielt dabei nun von 50Hertz den Zuschlag für die Verlegung von Leerrohren im offenen Grabenbau auf einer Trassenlänge von rund 38 Kilometern zwischen Eisenberg und Weida. Strabag ist mit der Direktion Sachsen/Thüringen in Gera ortsnah vertreten.