WIRTGEN GROUP Branch of John Deere GmbH & Co. KG
Anschrift:
Reinhard-Wirtgen-Str. 2
53578 Windhagen
Deutschland
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Die WIRTGEN GROUP ist ein international tätiger Unternehmensverbund der Baumaschinenindustrie mit den traditionsreichen Produktmarken WIRTGEN, VÖGELE, HAMM, KLEEMANN und BENNINGHOVEN. Als Technologieführer bieten wir unseren Kunden Maschinen für den Straßenbau und die Straßeninstandsetzung, Anlagen für die Gewinnung und Aufbereitung von Nutz- und Recyclingmaterialien sowie für die Asphaltherstellung.
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Twitter: https://twitter.com/WirtgenGroup
Wenn die Wirtgen Group zu ihrer größten Einzelveranstaltung „Technology Days“ ruft, dann ist volles Haus garantiert. Denn im Rahmen des zweitägigen Events werden nicht nur Unterhaltung und Gelegenheit zum Netzwerken geboten, sondern auch fachliche Impulse rund um den Straßenbau vermittelt. Zu dem präsentiert der Marktführer zahlreiche Produkte aus seinem Sortiment im realistischen Live-Einsatz. In diesem Jahr fand die Hausmesse im Stammwerk der Kleemann GmbH statt mit 2.700 Kunden, Partnern und Vertretern der Presse aus über 100 Ländern. Das Motto der diesjährigen Veranstaltung: „Smarter.Safer.More Sustainable“–Aspekte, die den Straßenbau von morgen prägen werden. Die bpz war für Sie vor Ort.
Vorneweg lässt sich konstatieren: Eine Unternehmensveranstaltung wie „Wirtgen Technology Days“ ist branchenweit in Bezug auf Größe, Maschinenvielfalt, Themenangebot und Inszenierung kaum zu übertreffen. Gekonnt holen die Organisatoren ihre Gäste sowohl emotional als auch fachlich ab. Schon der erste Tag in Göppingen bot eine Mischung aus leichter Unterhaltung und Fachlichem aus erster Hand: Nach Werksrundgängen und verschiedenen Vorträgen folgte für die Besucher ein Galaabend mit Live-Musik und Show-Acts. Im Anschluss wurden sie zur temporär errichteten Outdoor-Arena gebeten, wo bei einer durchchoreografierten und von Künstlern begleiteten Maschinenshow mit Licht-, Nebel- und Pyroeffekten technisch alle Register gezogen wurden.
„Do more with less“
Das Highlight des Tages für die Vertreter der Presse fand jedoch bereits einige Stunden zuvor statt. Während der Pressekonferenz informierte das Wirtgen-Management über die aktuellen wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen der Gruppe, die Herausforderungen der vergangenen Jahre und die Trends der Zukunft, die das Handeln des Unternehmensverbunds beeinflussen. Auf die Umsatzsituation angesprochen, erklärte Wirtgen-CEO Dr. Volker Knickel, dass das Unternehmen nach 2023 – dem erfolgreichsten Geschäftsjahr seiner Geschichte – auch für das laufende Jahr optimistisch sei. Trotz der Auswirkungen geopolitischer Spannungen weltweit steige der Bedarf an neuer Infrastruktur global gesehen, so Knickel. Wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg werde es jedoch sein, Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Elektrifizierung voranzutreiben. „Unser Motto lautet daher: ‚Do more with less – smart, safe, sustainable‘“, betonte Knickel. „Mit unseren Lösungen möchten wir die digitale Transformation vorantreiben und dazu beitragen, dass unsere Kunden mit weniger Ressourcen bessere Ergebnisse erzielen können.“
Der Fahrplan von Wirtgen zu einem nachhaltigen Straßenbau schließt die eigene Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ein: Bis 2030 will das Unternehmen 50 % der betrieblichen sowie 30 % der vor- und nachgelagerten CO2-Emissionen einsparen. Darüber hinaus plant Wirtgen, die Kundenprozesse durch Digitalisierung und einen höheren Recycling-Anteil weiter zu optimieren. Gleichzeitig wird an innovativen Produkten gearbeitet, die weniger CO2 benötigen und durch erhöhte Automatisierung Ressourcen einsparen.
Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette
Auch das Werk des diesjährigen Gastgebers Kleemann wurde in den letzten Jahren im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie der Wirtgen Group sukzessive optimiert. Kleemann hat die Beleuchtung komplett auf LED umgerüstet, was jährlich rund 600 t CO2 einspart. Zudem wird in Göppingen seit 2024 zu 100 % auf Ökostrom gesetzt, und der Einsatz von Photovoltaik zur eigenen Stromerzeugung ist in Planung. Eine moderne Pulverbeschichtungsanlage sorgt dafür, dass die Ofenverweilzeiten reduziert werden konnten, was zu Energieeinsparungen bei Gas und Öl führt. Der Rundgang durch die Produktionshallen zeigte nicht nur, wie nachhaltig der Betrieb bei Kleemann ist, sondern auch, wie modern das Werk mit seinen komplexen Bearbeitungszentren inzwischen ausgestattet ist.
„In den vergangenen Jahren haben wir unser Produktportfolio zielgerichtet erweitert und bieten heute für jede Anwendung adäquate Lösungen, egal ob beim Recycling oder in der Natursteinaufbereitung. Dafür haben wir u. a. in die Vergrößerung der Produktionskapazitäten sowie die Optimierung unserer Montage- und Logistikprozesse investiert,“ beschreibt Kleemann-Geschäftsführer Alexander Knam die Entwicklung am Standort. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt auch die Bauunternehmen. Zudem kämpfen die Straßenbauer gegen den Fachkräftemangel bei gleichzeitig steigender Komplexität der Bauprojekte und hohen Anforderungen der Auftraggeber an die Ausführungsqualität. Für all diese Herausforderungen will Wirtgen Lösungen bieten – durch moderne Maschinen aus dem umfangreichen Produktsortiment, neue Technologien und digitale Hilfen rund um die Baustelle. „Ein Beispiel für die Einsparung von CO2 ist das Kaltrecycling-Verfahren in place, bei dem das Ausbaumaterial direkt vor Ort aufbereitet und wieder eingebaut wird“, bemerkt Knickel. Wirtgen gilt als Pionier dieses Verfahrens und hat sämtliche Maschinen im Portfolio, die einen Kaltrecycling-Zug bilden können. „Durch das Verfahren können bis zu 60 % an CO2-Emissionen sowie bis zu 90 % der Ressourcen und Transporte eingespart werden. Zudem wird die Bauzeit deutlich verkürzt.“
Mit Technik zu mehr Effizienz
Mit welchen konkreten Lösungen Wirtgen die Branche in die Zukunft begleiten will, wurde anhand der knapp 70 Exponate in Göppingen deutlich. So ist der neue Asphaltfertiger SUPER 1800-5i von Vögele mit dem neuen Bedienkonzept ErgoPlus 5 ausgestattet, das nicht nur mehr Komfort und Ergonomie bietet, sondern auch alle Voraussetzungen für den vernetzten Straßenbau erfüllt. Neue Assistenz- und Automatikfunktionen wie Niveltronic Plus Assist gewährleisten zudem bessere Einbauergebnisse. Beim Dach- und Querprofileinbau muss der Bediener nun lediglich die Neigung eines Zielpunktes festlegen. Weitere manuelle Anpassungen sind nicht nötig – die gleichmäßige Annäherung an diesen Wert übernimmt die Maschine. Die überarbeitete Steuerung des Materialtransports ermöglicht, dass Verteilerschnecke und Kratzerbänder miteinander kommunizieren, wodurch eine noch gleichmäßigere und exakter abgestimmte Materialzufuhr gewährleistet wird. Dies vermeidet Lastspitzen, spart Kraftstoff, ermöglicht eine optimale Materialvorlage und somit einen unterbrechungsfreien Einbau.
Auch die neue Großfräse W 220 XFi bietet mehrere Features für den aktiven Umweltschutz, ohne die Produktivität zu vernachlässigen. Denn obwohl die Maschine gegenüber dem Vorgängermodell W 200 rund 20 % mehr Leistung bietet, verbraucht sie laut Hersteller rund 10 % weniger Kraftstoff und erzeugt bis zu 20 % weniger CO2- Emissionen pro gefrästem Kubikmeter Material. Dazu trägt u. a. die Maschinen- steuerung Mill Assist bei. Diese Wirtgen-Technologie steuert die Motordrehzahl entsprechend den Anforderungen des Bedieners automatisch, wodurch sich ein großes Anwendungsspektrum realisieren lässt. Im niedrigen Drehzahlbereich können Kraftstoffverbrauch, Geräuschemissionen und der Meißelverschleiß signifikant reduziert werden. Im oberen Drehzahlbereich wird auch bei hohen Flächenleistungen ein optimales Fräsbild erzielt. Eine weitere Neuerung: Bei der W 220 XFi wurden die Systeme um eine Anzeige der CO2- Emissionen erweitert. Sowohl der momentane Ausstoß als auch der spezifische Wert, bezogen auf die Fräsmasse, lassen sich im Bediendisplay anzeigen.
Nachhaltige Asphaltproduktion
Da über 70 % der CO2-Emissionen in der Asphaltproduktion anfallen, liegt in diesem Bereich der Wertschöpfungskette das meiste Potenzial, Straßenbauprojekte nachhaltiger zu gestalten. Stellt man also die Asphaltwerke auf fossilfreie Brennstoffe um, verwendet einen größeren Anteil an recyceltem Material und setzt ergänzend noch auf ein umweltfreundliches Bindemittel, dann können Asphaltsorten hergestellt werden, die die Umwelt wesentlich weniger belasten.
Aus diesem Grund hat Wirtgen-Marke Benninghoven eine neue Brennergeneration entwickelt, die zu 100 % mit grünem Wasserstoff betrieben werden kann. Dies ist derzeit der nachhaltigste verfügbare Brennstoff. Er erzeugt keine Treibhausgase und ist durch die hohe Energiedichte gut für den Wärmeprozess geeignet. Da der Brennerbetrieb mit bis zu vier verschiedenen Baustoffen gleichzeitig möglich ist, ist das System flexibel nutzbar. Der Wechsel zwischen Brennstoffen oder die Kombination mehrerer Brennstoffe erfolgt fliegend, d. h. ohne Abschalten, ohne Ausfallzeiten und mit minimierten Temperaturschwankungen im Prozess. Die Abgasemissionen, vor allem die bei der Feuerung mit Wasserstoff entstehenden Stickstoffoxide (NOx), sind sehr gering.
Hohe Flexibilität zeichnet auch die neue mobile Grobstücksiebanlage MOBISCREEN MSS 502(i) EVO aus, die im Rahmen der Veranstaltung präsentiert wurde. Konzipiert für wechselnde Herausforderungen in unterschiedlichen Einsatzgebieten kann die kompakte Anlage auch rein elektrisch betrieben werden. Zudem sorgt ein lastabhängig geregelter Lüfter für eine Reduktion des Geräuschaufkommens und des Dieselverbrauchs. Die Wasserbedüsung an den Austragsbändern reduziert die Staubemissionen im Betrieb der Anlage und sorgt so für bessere Arbeitsbedingungen für den Anlagenbediener und erhöht die Akzeptanz bei Anwohnern.
Elektrifizierung braucht Planung
Ohne Zweifel hilft der Einsatz solcher Maschinen, den Nachhaltigkeitszielen von Anwendern näher zu kommen. In einem Fachvortrag im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung wiesen Tobias Böckle, Bereichsleiter Produktmanagement bei Kleemann, und Tobias Möß, Head of Technical Consulting bei der Wolff & Müller Energy GmbH, jedoch darauf hin, dass der vollelektrische Betrieb von Brech- und Siebanlagen, insbesondere für Steinbruchbetreiber, eine gründliche Planung und mögliche Investitionen erfordert. Neben den höheren Gebühren des Netzbetreibers könnten Investitionen in einen leistungsstärkeren Transformator sowie in neue Systemtechnik und zusätzliche interne Versorgungskabel notwendig sein, um den effektiven Betrieb der Anlagen möglichst nahe am Einsatzort zu gewährleisten.
Sobald die Infrastruktur vorhanden ist, sorgt die verbesserte Effizienz des elektrischen Antriebs (ca. 90 % im Vergleich zu 40 % beim Diesel) in Kombination mit geringeren Energiekosten auch bei einer hohen anfänglichen Investition für eine zunehmende Wirtschaftlichkeit über die Nutzungsdauer hinweg. In der Beispielrechnung der beiden Experten wurde der Breakeven-Point im 6. Jahr des Betriebs erreicht. „Die Elektrifizierung in diesem Branchensegment ist kein kurzer Sprint, sondern ein Marathonlauf“, resümierte Böckle am Ende seiner Präsentation. „Doch das lohnt sich, denn so lassen sich langfristig sowohl die CO2-Emissionen als auch die Kosten senken.“ Gerade in Kombination mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage ist die Elektrifizierung der Brecher- und Siebmaschinenflotte äußerst effizient: Hier werden die vorangegangenen Investitionen bereits nach 4 Jahren rentabel. Wenn es jedoch darum geht, schnell und ohne weitere Investitionen einen umweltfreundlichen Betrieb der Anlagen zu erreichen, dann ist der Umstieg von Diesel auf Hydrotreated Vegetable Oil (HVO) die beste Lösung – im Vergleich zum aktuell immer noch stark fossil belasteten deutschen Stromenergiemix sind die jährlichen CO2-Emissionen bei HVO am geringsten. Auf lange Sicht ist diese Technologie zwar am teuersten, jedoch ideal als Übergangslösung für einen langsamen Umstieg auf elektrisch betriebene Brecher und Siebanlagen.
Vernetztes Arbeiten
Ganz im Einklang mit dem bereits zu Beginn erwähnten Wirtgen-Motto „Do more with less“ arbeitet der Unternehmensverbund auch intensiv am Ausbau seiner digitalen Lösungen. Denn diese unterstützen Bauunternehmen dabei, die Maschinenverfügbarkeit zu erhöhen und den Einsatz personeller Ressourcen zu optimieren. Ein Beispiel dafür ist das John Deere Operation Center für Baumaschinen, das als zentrale Plattform für die Steuerung kompletter Baustellen dient - einschließlich Planung, Überwachung, Analyse und Instandhaltung. Diese Plattform fungiert als Schnittstelle zwischen Bedienern, Maschinen, Bauleitern und Werkstattleitern.
Sowohl auf dem Betriebsgelände als auch auf der Baustelle ermöglicht das John Deere Operations Center eine umfassende Vernetzung des Anwenders sowohl mit der Flotte als auch mit den Partnern. Es bietet Tools, die bei der Einrichtung, Planung, Überwachung und Analyse der Arbeit unterstützen. Durch die Bereitstellung umfassender Informationen wie Standort der Maschinen, Betriebsstunden, Leerlaufzeiten, Kraftstoffverbrauch, Wartungspläne und Fehlercodes sowie Fortschritte auf der Baustelle (z. B. Menge des abgefrästen Materials) können Projektverantwortliche und Maschinenbediener optimale Entscheidungen treffen. In Kombination mit einer höheren Automatisierung der Prozesse und dem Einsatz von Maschinenassistenz-Systemen kann diese vollumfängliche digitale Unterstützung die Wirtschaftlichkeit und Produktivität des Ausführenden erheblich steigern.
Aktuell verfügt jede Marke der Wirtgen Group über eine eigene Lösung für die Leistungsüberwachung der Maschinen – wie WITOS Paving bei Vögele, Spective Connect bei Kleemann, Smart Doc bei Hamm und Wirtgen WPT bei Wirtgen. In naher Zukunft sollen all diese Informationen und Daten quer durch die gesamte Maschinenpalette zentral im John Deere Operations Center zusammenlaufen. Der Launch der neuen Plattform ist für die bauma 2025 angekündigt.
bpz meint: Um den Straßenbau sowohl ökologisch als auch ökonomisch zu verbessern, ist eine umfassende Optimierung des gesamten Prozesses erforderlich – angefangen beim Ausbau des Altasphalts bis hin zum Verdichten des neuen Straßenbelags. Wirtgen bringt neue und ver- besserte Maschinen auf den Markt, die unter Berücksichtigung von CO2-Einsparpotenzialen entwickelt wurden. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an der Digitalisierung und Automatisierung im Straßenbau und bei der Materialaufbereitung. Darüber hinaus werden innovative, ressourcenschonende Verfahren aktiv vorangetrieben.
(Autor: Paul Deder)