Der Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe ist Ende Juni ausgelaufen. Doch auch die letzte Verhandlungsrunde am 22. September 2021 brachte keine Annäherung zwischen den Arbeitgebern und der Gewerkschaft: Die Gespräche am gemeinsamen Tisch wurden ergebnislos abgebrochen. Bringt eine Schlichtung nicht den erhofften Durchbruch für die rund 890.000 Bau-Beschäftigten, dann droht ein Arbeitskampf.
Das Streitthema ist der Parteien ist die Wegezeit. "60 km fahren im Schnitt die Baubeschäftigten zu ihren Einsatzorten und haben darauf keinerlei Einfluss, heute hier, morgen dort. Dafür müssen sie ordentlich und fair, abhängig vom Fahrweg, entschädigt werden", sagt der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger. Die Arbeitgeberseite wolle jedoch nur ein weiteres Lohn- und Gehaltsangebot vorlegen, wenn die IG Bau die Forderung zur Wegezeitentschädigung zurückzieht. "Welche Forderungen wir aufstellen, bestimmen wir immer noch selbst", argumentiert Feiger.
Für die Arbeitgeber ist die Frage der Wegstreckenentschädigung jedoch Gegenstand des Bundesrahmentarifvertrags und nicht der Lohn- und Gehaltstarifverträge. "Wir wären bereit gewesen, durch ein wesentlich verbessertes Angebot eine Einigung in den Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen unter Einbeziehung der Ost-/West-Angleichung zu erreichen", erklärte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Wir hätten erwartet, dass die Gewerkschaft ernsthafter an einer Entgeltsteigerung interessiert gewesen wäre."
Jutta Beeke, Vizepräsidentin der Bauindustrie, ergänzte: "Wir hätten heute gerne ein Ergebnis erreicht, auch im Sinne der Beschäftigten unserer Betriebe. Dadurch, dass die Gewerkschaft immer wieder die Wegstreckenentschädigung zum eigentlichen Schwerpunkt der Verhandlungen machen wollte, war kein Abschluss der Entgeltrunde möglich."
Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitnehmerseite im nächsten Schritt die Zentralschlichtungsstelle anrufen wird.