Dienstag, 19. März 2024

Studie: Ziegelbauweise dominiert

Die Diskussionen um die lebenszyklusbasierte Ökobilanz von Gebäuden haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine zentrale Frage dabei ist die angemessene Betrachtungsdauer, insbesondere im Hinblick auf langlebige Baustoffe wie den Ziegel. Um dieser Thematik fundiert zu begegnen, beauftragte der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi) das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. in München (FIW) mit einer statistischen Analyse des aktuellen deutschen Gebäudebestands.

Ziel der Studie war es, durch die Auswertung statistischer Daten herauszuarbeiten, aus welchen Baustoffen sich der deutsche Gebäudebestand des letzten Jahrhunderts zusammensetzt. Die Studie basiert auf der statistischen Erhebung und Auswertung von Daten zu den Materialien der tragenden Außenwandkonstruktionen von Wohngebäuden über einen möglichst weit in der Vergangenheit liegenden Zeitraum.

Durch die Studie konnte erstmalig ein umfassendes Bild über die Bauweise deutscher Wohnbauten gewonnen werden. Es zeigt sich, dass über zwei Drittel des deutschen Wohngebäudebestands, der älter als 50 Jahre ist, in Ziegelbauweise errichtet wurde. Je älter die Gebäude sind, desto höher fällt der Anteil an Ziegelgebäuden im Vergleich zu anderen Bauweisen aus.

Ziegel in der Lebenszyklusanalyse

Trotz der grundlegenden Kenntnis über die Beständigkeit und Langlebigkeit von Ziegeln wird der gebrannte Baustoff in der aktuellen Betrachtung, v.a. hinsichtlich der Ökobilanz, über den vollständigen Gebäudelebenszyklus häufig unterschätzt. Dies belegt die aktuelle Tabelle des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), welche Nutzungsdauern von Bauteilen zur Lebenszyklusanalyse nach BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) mit max. >50 Jahren für massive Außenwände ausweist. Die daraus hervorgehenden Daten stellen die Basis zur Ökobilanzierung der verschiedenen Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme sowie des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) dar.

Jedoch zeigen zahlreiche historische Gebäude aus vergangenen Jahrhunderten, dass massive Bauweisen eine deutlich längere Lebensdauer aufweisen können, sofern sie entsprechend instandgehalten werden. Die vorliegende FIW-Untersuchung untermauert diesen empirischen Befund und attestiert, dass etwa ein Viertel der deutschen Wohngebäude mit einem Alter von mehr als 70 Jahren zu einem Großteil aus Mauerziegeln besteht. Ebenso beträgt der Anteil der Wohngebäude im Alter von über 50, aber weniger als 70 Jahren rund 25 Prozent, wobei fast die Hälfte davon aus Ziegelmauerwerk besteht. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass über zwei Drittel aller deutschen Wohngebäude vor mehr als 50 Jahren errichtet und größtenteils Ziegel verbaut wurden.

Daten als Grundlage für Kreislaufwirtschaft

Die Daten liefern wichtige Anhaltspunkte in der Debatte um nachhaltige Baumaterialien. Je länger ein Gebäude genutzt werden kann, desto ressourcenschonender ist es. Daher erscheint es sinnvoll, die Erfassung von Baufertigstellungen und Baugenehmigungen nach verwendetem Baustoff durch das Statistische Bundesamt weiterhin auszuwerten, insbesondere, da die Bedeutung von Gebäuden als Rohstofflager im Kontext der Kreislaufwirtschaft wächst. Die Einführung von flächendeckenden Gebäuderessourcenpässen ist für die Verifizierung der Daten für Bestandsgebäude ein weiteres, wichtiges Instrument und kann die richtigen Impulse für nachhaltiges und kreislauffähiges Bauen setzen.

Angesichts der belegten Langlebigkeit ist es folgerichtig, die Bedeutung von Ziegelprodukten als Baumaterial für Wohngebäude hervorzuheben und dies in ökologischen Lebenszyklusanalysen angemessen zu berücksichtigen. So kann auch weiterhin ein wichtiger Beitrag zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum geleistet werden.

Für Attila Gerhäuser, Hauptgeschäftsführer des BVZi, ergibt sich Folgendes aus der Studie: „Ein Blick auf die Zusammensetzung der deutschen Bausubstanz zeigt, dass es millionenfache Beispiele für die Langlebigkeit von Ziegelgebäuden gibt. Diesem Umstand muss auch politisch Rechnung getragen werden, indem die überdurchschnittlich lange Nutzungsdauer – wie bei Ziegelprodukten 150 Jahren und mehr – bei der Weiterentwicklung im Bereich der ökologischen Bewertung berücksichtigt wird.“

Die Studie steht hier zum Download bereit.

Weitere Artikel:

IG BAU: Streiks werden ausgedehnt

An dem Streik der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in dieser Woche haben sich rund 12.500 Beschäftigte beteiligt. Ein seltenes Ereignis, denn bundesweit wurde in der Branche zum letzten Mal 2002 gestreikt. Der Grund: Die Ablehnung des Schlichterspruchs der Bau-Unternehmensverbände anfang Mai. Die Stimmung auf dem Bau soll lt. IG BAU Chef Robert Feiger "weit unter null" liegen, die Baubeschäfttigten seien sauer und vermissen "jeglichen Respekt und jegliche Anerkennung" der Unternehmen. In der zweiten Streikwoche soll die Arbeitsniederlegung auf Verkehrsinfrastruktur-Baustellen ausgedehnt werden.

mehr lesen

Erneut Rückgang bei Baugenehmigungen

Im März 2024 wurde in Deutschland der Bau von 18.500 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 24,6 % oder 6.000 Baugenehmigungen weniger als im März 2023. Im Vergleich zum März 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 46,9 % oder 16.300 Wohnungen. Im gesamten 1. Quartal 2024 wurden 53.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 22,2 % oder 15.200 Wohnungen weniger als im Vorjahresquartal. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

mehr lesen

Hagedorn expandiert in Süddeutschland

Hagedorn expandiert
Die Hagedorn Unternehmensgruppe ist nicht nur viertgrößtes Abbruchunternehmen der Welt und spezialisiert auf die Revitalisierung von Kraftwerks- und Industrieflächen: Auch die Tiefbausparte der Gruppe ist mit ihren über 230 Mitarbeitenden bundesweit im Einsatz und wächst jedes Jahr stetig an. Durch die im Mai vollzogene Gründung der Hagedorn Bau Nürnberg GmbH expandiert die Sparte nun auch in Süddeutschland.

mehr lesen

Serielle Sanierungen im Trend

Serielle Sanieurung
Die Nachfrage nach seriellen Sanierungslösungen steigt weiter an. Jede sechste Sanierung zum Effizienzhaus 40 oder 55, die 2023/24 im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) beantragt wurde, ist eine serielle Sanierung. Bezogen auf die Wohneinheiten war es im ersten Quartal 2024 sogar jede vierte Wohnung, die seriell saniert werden soll. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der BEG-Förderung, die seit Anfang 2023 auch einen Bonus für die serielle Sanierung von Wohngebäuden beinhaltet. Vor Einführung des Bonus machten serielle Sanierungen nicht einmal zwei Prozent aus, der Schwerpunkt lag auf Pilotprojekten.

mehr lesen

IG BAU startet Streikphase

Streiks am Bau
Nach dem Scheitern der Tarifschlichtung im Bauhauptgewerbe wurde am Montag, dem 13. Mai, an vielen Baustellen die Arbeit niedergelegt. Zuerst begannen die Warnstreiks vor allem in Niedersachsen, doch laut der IG BAU sollen sich diese im Laufe der Woche punktuell auf das gesamte Bundesgebiet ausweiten. Schon kurz nach der Ablehnung des Schlichterspruchs durch die Arbeitgeberverbände kündigte der IG BAU diese Maßnahmen an. "Jetzt wird gestreikt, und das massiv", stand in der Pressemitteilung des Gewerkschaftschefs Robert Feiger. Nun macht die IG BAU ihre Drohung wahr.

mehr lesen

Die besten Start-ups für den Bau gesucht

Construction Startup Competition 2024
Der größte Wettbewerb, der gleichzeitig das weiteste Netzwerk und die bedeutendste Plattform für Start-ups in der Bau- und Cleantech-Branche beinhaltet, der Construction Startup Competition 2024, hat begonnen. Prominente Branchenakteure und Risikokapitalgeber wie Cemex Ventures, Caterpillar, Dysruptek by Haskell, Ferrovial, Hilti, Leonard der VINCI-Gruppe, NOVA by Saint-Gobain, Trimble und Zacua Ventures starten als Gastgeber der achten Runde des Construction Startup Competition einen offenen Aufruf für innovative Start-ups weltweit.

mehr lesen

Swecon und Ammann unterzeichnen Händlervertrag

Nach dem Erwerb der ABG-Asphalt-Fertiger von Volvo, durch die Ammann Group, haben nun die Swecon Baumaschinen GmbH und die Ammann Bauausrüstung AG Schweiz einen Händlervertrag unterzeichnet. Dieser gilt für Vertrieb, Wartung und Service für Asphaltfertiger und schwere Tandemwalzen und bezieht sich auf das Direktverkaufsgebiet der Swecon Baumaschinen GmbH mit deren 19 Standorten im Norden und der Mitte Deutschlands.

mehr lesen

Neuer Marketingleiter bei Saint-Gobain

Martin Büsch
Zum 1. Mai 2024 hat Martin Büsch die Leitung der Marketing-Kommunikation bei der Saint-Gobain Isover G+H AG sowie der Saint-Gobain Rigips GmbH übernommen. Der erfahrene Branchenprofi war zuletzt als Leiter Marketing Zentraleuropa beim führenden Anbieter für Trenn- und Schleiflösungen, Saint-Gobain Abrasives, tätig. In seiner neuen Position berichtet er zukünftig an Markus Rehm, Direktor Marketing bei Isover und Rigips.

mehr lesen

Deutschland: Bautätigkeitsindex steigt

Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das erste Quartal 2024 zeichnen ein leicht verbessertes Bild der Marktaktivität. Dies wird dadurch unterstützt, dass in Europa nun eine leichte Erholung sichtbar ist. Zudem wurde in Nord-, Mittel- und Südamerika eine Belebung verzeichnet, und die Bedingungen in MEA sind weiterhin solide. Allerdings wird die Dynamik nach wie vor durch finanzielle Engpässe und einen Mangel an Arbeits- bzw. Fachkräften gebremst, die beide in vielen Teilen der Welt als erhebliche Hindernisse für die Bauindustrie genannt werden.

mehr lesen