Die Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen für die rund 890.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe wurden erneut vertagt. In der zweitägigen Verhandlung ist es beiden Parteien nicht gelungen, sich in wichtigen Punkten substantiell zu einigen. Insbesondere bei dem Thema der Wegstreckenentschädigung zeigten sich enorme Differenzen.
„Die Gewerkschaftsseite hat dazu Vorschläge vorgelegt, die widersprüchlich und in der betrieblichen Umsetzung bürokratisch wären, ohne auf Lösungsvorschläge der Arbeitgeber auch nur einzugehen. Stattdessen erhöhte sie ihre Forderungen auf ein Gesamtkostenvolumen von 20 bis 30 %. Die Gewerkschaft verhinderte damit konstruktive Verhandlungen über die materielle Ausgestaltung einer Wegstreckenentschädigung, weshalb wir zu keinem Ergebnis kommen konnten.“ Dieses erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Uwe Nostitz, der zugleich Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe ist.
"Die Arbeitgeber*innen im Bauhauptgewerbe haben heute eine große Chance vertan, wir hätten uns auf ein großes Zukunftspaket einigen können, das beiden Partnern nützt", sagten der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Robert Feiger und das Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt am Schluss der Verhandlungen. Auf dem Tisch lag ein Einigungsvorschlag unter anderem zu den Themen Mindestlohnstruktur, Mindesturlaubsvergütung und Erschwerniszuschläge. "Die Vorschläge dazu haben auch uns alles abverlangt, aber wir wären damit einverstanden gewesen. Die Arbeitergeber*innen hingegen haben die über neun Monate erarbeiteten Kompromissvorschläge als unsere Position betrachtet und wollten noch weitere Kürzungen zu unseren Ungunsten. So funktioniert der Umgang miteinander nicht, darauf fallen wir nicht rein", sagen die Vorstandsmitglieder. Sie sind sich sicher, dass diese Themen, die teilweise auch Europarecht berühren, irgendwann wieder auf der Tagesordnung erscheinen. "Und dann kann es nur teurer werden."
Nun wird Ende September in einer weiteren Runde über die noch anstehenden Themen Einkommen - die IG BAU fordert eine Erhöhung um 5,3 % -, Ost-West-Angleich und eine Weiterentwicklung bei der Wegezeitentschädigung weiter verhandelt.