Immer mehr Bauherren entscheiden sich bei ihren Bauvorhaben für die Wärmedämmung aus natürlichen Baustoffen wie z. B. Hanf, Holzfaser, Zellulose oder Jute. Mit rund 10 % ist der Anteil der Öko-Dämmung am Markt zwar noch relativ gering, doch insgesamt gewinnt grünes Bauen an Bedeutung. Dabei geht es vor allem darum, die Umwelt zu schonen und mit ihr in Harmonie zu leben. Während Dämmstoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, inzwischen bekannt sind, wird beim Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT nun an selbst wachsenden Dämmstoffen gearbeitet. Die Biodesignerin Julia Krayer forscht seit einiger Zeit an pilzbasierten Materialien zur Entwicklung von Verfahren, mit denen sich diese zu Werkstoffen weiterverarbeiten lassen.
Es geht nicht etwa um die leckeren Fruchtkörper aus den heimischen Wäldern, sondern um die fadenförmigen Zellen eines Pilzes, die meist unsichtbar im Boden verlaufen. Die sogenannten Myzelien können eine Größe von über einem Quadratkilometer und ein hohes Alter erreichen. Kombiniert man diese mit biologischem Abfall oder landwirtschaftlichen Nebenprodukten wie Getreidespelzen oder Pflanzenstängeln, dann kann man sie zu einem dichten Wurzelgeflecht heranwachsen lassen. Im Fokus der Forschung steht derzeit die Frage, unter welchen Bedingungen das Material am besten wächst, beispielsweise im Hinblick auf die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit.
Im Rahmen der Materialentwicklung vermischt Julia Krayer Pilzwurzeln zunächst mit einem Nährboden aus Kaffeesatz, Stroh und Buchenspänen. „Nach zwei bis drei Wochen durchziehen die Myzelien-Fäden das gesamte Substrat und bilden so eine feste Struktur, die anschließend zerkleinert wird“, erklärt die Forscherin. Wird das Material in Formen gepresst und im Ofen getrocknet, dann wird es so hart wie Sperrholz und lässt sich dadurch auch für die Möbelfertigung verwenden. Der biologische Werkstoff verfügt über gute Dämmeigenschaften, ist brandbeständig, druckstabil und kommt ohne chemische Zugaben aus. Dem Einsatz im Bausektor, z. B. als Dämmplatte oder Schallabsorber, steht daher ebenfalls nichts im Weg, zumal sich auch einige Probleme in Bezug auf das spätere Recycling der Bauprodukte von allein erledigen.
Die Biodesignerin ist überzeugt, das sich das Pilzmaterial als nachhaltige und kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Produkten im Werk- und Baustoffbereich eignet: „Somit müssen wir keine teuren Materialien einkaufen und wir verzichten ebenfalls auf Holz, das erst Jahrzehntelang wachsen muss.“
Autor: Paul Deder