Rund 5 Mio. t feinkörniger Bauschutt fallen jährlich in Deutschland an. Doch nur für 5 % des Materials findet ein hochwertiges Recycling auf Produktniveau statt. Der größte Teil landet durch Downcycling im Unterbau von Straßen, in Deponiebefestigungen oder direkt auf der Deponie. Um die im Beton verwendeten, wertvollen Rohstoffe wie Sand oder Kies wiederzugewinnen und sie in den Produktionskreislauf zurückführen zu können, haben sich vier Fraunhofer-Institute zum Ziel gesetzt, eine innovative Verwertung für feinkörnigen Bauabbruch zu realisieren. Dazu wurde das Projekt „BauCycle“ ins Leben gerufen.
Die Forscher behandeln dabei die gesamte Wertschöpfungskette – von innovativen optischen Sortierverfahren über logistische Netzwerke bis hin zur Entwicklung hochwertiger Baustoffe. Damit sollen aus dem Material, welches heute faktisch keinen Marktwert besitzt, wieder qualitätsgesicherte und zertifizierte Produkte erzeugt werden. An Aktualität gewinnt das Projekt durch die geplante neue Mantelverordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), die den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen in technischen Bauwerken regeln soll. Die Diskussion rund um die Verordnung hat heute bereits spürbare Konsequenzen: Mineralische Abfälle, die bislang als Ersatzbaustoffe eingesetzt wurden, werden wieder verstärkt auf Deponien abgelagert. Um neue Verwertungswege für Recycling-Baustoffe im Bausektor zu etablieren, arbeiten die Forscher u. a. an einem neuartigen opto-pneumatischen Sortierverfahren für Feinfraktionen, welches neben Farb- und Helligkeitserkennung auch chemische Unterschiede in den Partikeln detektieren kann. Somit können bauschuttrelevante Attribute wie beispielsweise „sulfatisch“ oder „silikatisch“ erfasst und nach diesen Kriterien sortiert werden. Ein optimales Sortierergebnis resultiert in der selektiven Abtrennung von Gipspartikeln aus dem Bauschutt, da der Gipsgehalt für die Wiederverwertbarkeit der Betonfraktion ein entscheidendes Kriterium darstellt. Zudem werden für die nach der Sortierung vorliegenden Fraktionen verschiedene Ansätze zur Herstellung von Bauteilen erarbeitet.
Neben der Nutzung als Zementrohstoff sollen auch Granulate für den Einsatz in akustisch aktiven Bauteilen hergestellt werden. Dies sind Bauteile, die aufgrund ihrer Struktur in der Lage sind, Schall zu absorbieren und somit im Bereich Lärmschutz eingesetzt zu werden. Begleitend dazu wird eine dynamische Marktplattform entwickelt, die im Sinne einer Rohstoffbörse die Markteinführung der Produkte unterstützt. Somit kombiniert BauCycle die Geschäftsfelder „Produktentwicklung“, „Sortiertechnologie“ und „Vermarktung“.