Seitdem das Sparen zur reinen Geldvernichtung zu werden droht und die Bauzinsen auf einem historischen Tief verharren, ist die Investition in eine Immobilie ein vernünftiger Weg. Ob Sanierung oder Neubau – die Frage nach dem passenden Dämmsystem für das Haus steht schnell im Raum. Greift man als Bauherr zu altbewährten, konventionellen Dämmstoffen wie Polystyrol bzw. Mineralwolle oder ist man offen für Alternativen jenseits des Mainstreams? Denn es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, die Dämm-Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen anbieten.
Seitdem immer mehr Deutsche beim Einkaufen zum Bio-Joghurt greifen und das Fleisch glücklicher Tiere auf dem Teller priorisieren ist ein Paradigmenwechsel hin zu Naturdämmstoffen beim Hausbau kein abwegiges Szenario. Zumal man sich damit nicht wirklich auf ein Abenteuer einlässt, denn Öko-Dämmstoffe kommen seit Jahrhunderten zum Einsatz.
Naturdämmstoffe werden auf Basis verschiedener Nutzpflanzen wie z .B. Flachsfaser, Getreide, Hanf, Seegras, Holz, Jute, Kork, Schilfrohr, Sisalfaser, Kokos und Wiesengras hergestellt. Die Vorteile dieser nachwachsenden Dämmstoffe liegen auf der Hand: Ihre Herstellung ist deutlich energieschonender, sie sind gänzlich schadstofffrei und schaffen ein angenehmes Wohnklima, weil sie die Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit meist besser als mineralische Dämmstoffe ausgleichen. Doch wieso ist ihr Anteil am Dämmstoffmarkt mit rund zehn Prozent so gering?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Unter anderem ist die Meinung verbreitet, Naturdämmstoffe seien brandgefährlich. Sicher sind viele Naturmaterialien an sich brennbar, doch dank der Behandlung der Dämmung mit Brandschutzmitteln können die Brandschutzanforderungen für eine große Zahl von Bauaufgaben eingehalten werden. Sie erfüllen die Kriterien der Baustoffklasse B2 und haben bei Prüfungen des Feuerwiderstands bisher positive Ergebnisse erbracht.
Außerdem schimmeln Dämmstoffe aus Naturprodukten nicht so schnell, wie von vielen angenommen. Umgekehrt: Durch ihre kapillare Faserstruktur können sie mehr Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen als konventionelle Produkte. Nur Staunässe kann für sie zum Problem werden und zu dauerhaften Schäden führen. Ein Mythos ist auch, dass Dämmung aus Naturmaterialien schlechte Schallschutzeigenschaften besitze. Das hohe Flächengewicht und die poröse Faserstruktur sorgen dafür, dass die Anforderungen an den Schallschutz erfüllt werden. Insbesondere Flachs, Hanf, Kork, Schilf, Stroh und Zellulose zeichnen sich durch eine hervorragende Schalldämmung aus.
Dass sich die Naturdämmstoffe trotz umfangreicher Förderprogramme auf dem Markt nicht behaupten können, ist größtenteils ihrem hohen Preis zuzurechnen. Mit Ausnahme von Zellulose und Holzfaser-flocken sind Naturdämmstoffe deutlich teurer als konventionelle Dämmprodukte und daher heute fast nur für umweltbewusste Individualisten eine Option.
Autor: Paul Deder