Das Neckartor in Stuttgart gilt als einer der schmutzigsten Orte in Deutschland – zumindest was das Thema Feinstaub angeht. Regelmäßig werden hier die entsprechenden Grenzwerte überschritten. Bei der Stickoxidbelastung landete die Schwabenmetropole 2018 deutschlandweit sogar auf dem Spitzenplatz: 71 Mikrogramm wurden im Herzen Stuttgarts im Jahresmittel gemessen. Das sind 31 Mikrogramm zu viel für den geltenden EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter.
Kein Wunder also, dass das Thema Luftreinhaltung in der Stadt intensiv diskutiert wird. Spätestens seitdem in ganz Stuttgart ein Dieselfahrverbot für Autos unterhalb von Euro 5 gilt, kochen die Emotionen hoch. Ideen müssen her, um die schlechten Werte der vergangenen Jahre senken zu können. Neben vergünstigten Bus- und Bahntickets, Tempo-40-Zonen und einer neuen Schnellbuslinie will das Verkehrsministerium Baden-Württembergs auch technische Lösungen ins Auge fassen.
Eine davon ist das mit dem Unternehmen Mann + Hummel vereinbarte Pilotprojekt zur Reduzierung der Feinstaubkonzentration im Bereich des Stuttgarter Neckartors. Dazu hat der Ludwigsburger Filterhersteller bereits Ende des letzten Jahres 17 sogenannte Filter Cubes entlang der viel befahrenen Straße installiert. Die je 3,60 m hohen Säulen sind mit Feinstaubpartikelfiltern und Ventilatoren ausgerüstet. Die ersten Auswertungen des Projekts zeigen eine erfreuliche Entwicklung: Die Filter Cubes senken die Partikelkonzentration vor Ort um 10 bis 30 %. Laut Mann + Hummel entspricht das 40 % aller Feinstaubpartikel, die von vorbeifahrenden Fahrzeugen verursacht werden. Die Landesregierung zeigt sich zuversichtlich: „Die theoretischen Betrachtungen zeigen eine Reduzierung der Gesamtfeinstaubkonzentration und stellen die Einhaltung der zulässigen Tage mit mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel in Aussicht. Wir lassen nichts unversucht, wenn es darum geht, die Luft sauberer zu bekommen. Unser Ziel ist es, die Grenzwerte endlich einzuhalten“, sagte Prof. Dr. Uwe Lahl, Amtschef des Verkehrsministeriums.
Diese Technologie haben die Filterspezialisten nun weiter optimiert und ein neu entwickeltes Kombifiltermedium integriert. Dieses verfügt neben einer Filterlage für Partikel über zusätzliche Aktivkohlelagen, die NO2 adsorbieren. Eine Filtersäule mit drei weiterentwickelten Filter Cubes reinigt so rund 14.500 m³ Luft in der Stunde. Bis Sommer 2019 sollen die in Stuttgart bereits installierten Anlagen auf die neue Technologie umgerüstet werden.
Die Stadt Stuttgart konnte die Feinstaub- und Stickoxidbelastungen in den letzten Jahren reduzieren. Am Neckartor treten die Überschreitungen der Grenzwerte dennoch stark auf. Mit dem punktuellen Einsatz der Filtersäulen haben die Stuttgarter nun gute Chancen, für saubere Luft und das Ende der Negativschlagzeilen zu sorgen.
Autor: Paul Deder