Im dicht besiedelten und verkehrsreichen Deutschland können wir dem Straßenlärm kaum entfliehen. Einer Umfrage des Umweltbundesamtes nach fühlt sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung von ihm belästigt. Doch der Verkehrslärm stört nicht nur – er macht auch krank. Ist man regelmäßig höheren Lärmpegeln ausgesetzt, dann steigt z. B. das Risiko für Depressionen und Herzschwäche. Nach der Luftverschmutzung stellt Lärm hinsichtlich der Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung die zweitgrößte Gefahr dar. Kein Wunder also, dass der Lärmschutz gerade bei Straßenbauprojekten eine immer größere Rolle spielt.
Streift eine Autobahn Wohngebiete, dann gehört die Errichtung von Schallschutzwänden zu den teuren jedoch wirksamen Mitteln, die in der Praxis oft angewendet werden. Deutlich günstiger sind verkehrsbeschränkende Maßnahmen wie Tempolimits, weil sie kurzfristig realisierbar und wirksam sind bei der Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemissioinen.
Viel Potenzial hat auch der Einsatz von offenporigem Asphalt – auch Flüsterasphalt genannt – der in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Dieser Straßenbelag soll bei besonders hohem Verkehrsaufkommen den Krach reduzieren. Durch grobe Gesteinskörnungen im Mischgut weist die Asphaltschicht nach dem Einbau einen hohen Gehalt an Hohlräumen auf. Dadurch wird nicht nur Regenwasser nach unten abgeleitet – auch der Schall der Fahrgeräusche wird auf diese Weise absorbiert. Die unter dem Reifen komprimierte Luft, die bei üblichen dichten Fahrbahnbelägen keinen Raum zum Entweichen hat, wird vom „leisen Boden“ geschluckt. Eine Lärmreduziertung von 5 bis 10 dB soll durch die spezielle Asphaltmischung möglich sein – bei unserem Hörempfinden entspricht dieser Wert in etwa einer Halbierung des Schalls. Doch es gibt auch eine Kehrseite: Der offenporige Belag ist teurer und anfälliger als der herkömmliche Asphalt.
Weil das Einzelkorn bei groben Mischgutarten einer höheren Polierbeanspruchung ausgesetzt ist, geht der Verschließ beim Flüsterasphalt schneller vonstatten. Er muss nach durchschnittlich zehn Jahren erneuert werden, während der übliche Belag 15 bis 20 Jahre hält. Zudem lässt seine lärmmindernde Wirkung mit der Zeit nach, weil Reifenabrieb und sonstiger Schmutz die Hohlkammern verstopfen. Um diesen Prozess zu verlangsamen, muss die Asphaltdecke stets sauber gehalten werden. Auch eine Reinigung des Asphalts nach Unfällen gestaltet sich schwieriger als bei einem konventionellen Belag, weil das ausgelaufene Öl schneller versickert und nicht einfach mit den üblichen Bindemitteln aufgenommen werden kann.
Durch die höheren Herstellungskosten des „Schallschluckers“ bei gleichzeitig geringerer Haltbarkeit ist ein flächendeckender Einsatz des Flüsterasphalts bisher nicht geplant. Bei insgesamt 13.000 Autobahnkilometern in Deutschland sind gerade einmal 400 mit einem derartigen Belag ausgeführt worden. Doch die Idee findet viele Befürworter, daher wird derzeit an Straßenbelägen experimentiert, die länger halten sollen. Offenporiger, wasserdurchlässiger Dränbeton rückt als robuste Deckschicht im Straßenbau in den Fokus der Forscher. Die ersten Praxistests laufen bereits, bis diese vielversprechende Technologie jedoch in eine Regelbauweise überführt werden kann, wird es sicher noch viele Jahre dauern.
Autor: Paul Deder