Im Jahr 2014 stellte Tesla sein teilautonomes Fahrsystem vor und sorgte mit dieser Innovation für Aufsehen. Nicht zuletzt aufgrund einer Reihe von Unfällen bei angeschaltetem Autopilot wird das Thema automatisierter Pkw seitdem stark diskutiert. Dabei schreitet die Entwicklung solcher Systeme im Lkw-Bereich ebenso rasant voran und macht darüber hinaus auch wirtschaftlich Sinn. Denn: die Speditionsbranche hat mit geringen Margen zu kämpfen und hofft mit der Digitalisierung und Automatisierung der Transporte auf Kostenersparnisse im zweistelligen Prozentbereich.
Die Fahrzeuge könnten besser ausgelastet werden, weil Ruhe- und Leerlaufzeiten entfallen würden. Und eine bessere Planbarkeit der Versendungen sowie eine höhere Liefergenauigkeit könnten ebenso für positive Effekte sorgen. Das Gros der Kosteneinsparungen wäre aber ganz klar auf die Reduzierung der Personalkosten zurückzuführen, da der Fahrer je nach Entwicklungsstand der Technologie entweder gar nicht oder höchstens als letzte Sicherheitsinstanz gebraucht würde. Vielleicht ist gerade die Ungewissheit über die Zukunft der Berufskraftfahrer der Grund dafür, wieso ein ganzes Berufsbild gerade an Attraktivität verliert und die Branche über Fahrermangel klagt.
Während die Automatisierung der Nutzfahrzeuge auf Autobahnen trotz aller Bemühungen der Hersteller noch Zukunftsmusik ist, werden selbstfahrende Laster in abgesperrten Bereichen wie Bergwerken, großen Baustellen oder im Tagebau bereits im Praxiseinsatz getestet. Der Vorteil solcher gut kontrollierten Standorte liegt auf der Hand: hier fahren die Lkws immer wieder die gleichen Strecken und sind stets außerhalb öffentlicher Straßen unterwegs – das sind ideale Voraussetzungen für die Installation autonom fahrender Fahrzeuge.
Das hat auch Scania erkannt und jüngst mit dem AXL ein Konzeptfahrzeug für solche „Gated Areas“ vorgestellt. Der autonom fahrende Lkw besitzt keine Kabine und kommt ganz ohne Piloten aus. Lenkung und Überwachung des AXL erfolgen über eine intelligente Steuerungsumgebung. In Bergwerken beispielsweise wird der autonome Betrieb durch ein Logistiksystem unterstützt, das dem Fahrzeug vorgibt, wie es sich verhalten soll. Für die Navigation und Hinderniserkennung haben die Entwickler den Laster mit dem Satellitennavigationssystem GPS sowie Radar, Lidar und Kameras ausgestattet. Ganz unkonventionell ist der Kipper dabei nicht: Das Konzeptfahrzeug kommt nicht etwa mit einem Elektroantrieb, sondern besitzt einen bewährten Dieselmotor, der mit Biokraftstoff aus erneuerbaren Quellen betrieben wird.
Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht. “Die Entwicklung im Bereich der selbstfahrenden Fahrzeuge hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht“, erläutert Claes Erixon, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Scania. „Es gibt zwar noch immer keine Antworten auf alle Fragen, aber mit Konzeptfahrzeugen wie dem Scania AXL beschreiten wir neue Wege und unser Lernprozess entwickelt sich im Eiltempo.“
Autor: Paul Deder