Ein Haus, das seine Energie selbst erzeugt und den Bewohner von Öl, Gas oder Netzstrom unabhängig macht? Technisch ist das seit Jahrzehnten möglich – und seit einigen Jahren ist diese Unabhängigkeit von externen Energiequellen auch einigermaßen erschwinglich. Bereits 1992 ist das erste energieautarke Haus im Freiburger Gewerbegebiet Haid errichtet worden – als praxisnahes Labor des Fraunhofer-Instituts. Die Forscher wollten beweisen, dass auch in unseren Breitengraden allein die Kraft der Sonne ausreicht, um ein Haus mit Strom und Wärme versorgen zu können. Dafür wurden eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie Sonnenkollektoren fürs Warmwasser installiert. Auf einen Stromnetzanschluss wurde verzichtet.
Für Otto Normalverbraucher wäre die Unabhängigkeit von Heiz- und Stromkosten zu Pionierzeiten der Sonnenenergie ein teures Unterfangen gewesen: auf rund 5,8 Mio. DM wurde das 145 m² große Einfamilienhaus damals bewertet. Durch die Weiterentwicklung der Solartechnologie und den technischen Fortschritt ist das Thema heute deutlich aktueller und interessanter geworden – die ersten Versuche für autarkes Bauen zeigen Erfolg. So hat die Helma Eigenheimbau AG in Kooperation mit der Sunstrom GmbH vor einigen Jahren ein bezahlbares Haus entwickelt und umgesetzt, das ohne externe Energieversorgung auskommt. Das mit der Plakette des Deutschen Solarpreises 2011 ausgezeichnete Massivhaus erreicht seine Energieautarkie – wie bei den ersten Versuchen in den 90ern – durch eine Verknüpfung von Solarthermie und Photovoltaik.
Das nach Süden geneigte Dach ist auf einer Fläche von 46 m² mit Sonnenkollektoren bestückt, welche das Erwärmen des Heiz- und Brauchwassers übernehmen. Den Strom liefern Photovoltaikmodule mit einer Gesamtfläche von 58 m². Um die gewonnene Energie auch langfristig zu speichern, werden beim Strom spezielle Akkus und beim Wasser ein Wärmespeicher eingesetzt. Die Kosten für ein schlüsselfertiges, etwa 160 m² großes Einfamilienhaus sollen je nach Autarkiegrad zwischen 350.000 und 450.000 Euro liegen.
Ganz autark sind solche Häuser trotzdem nicht – Trinkwasser wird benötigt und auch ohne Holz für den Kamin kann es an manchen kalten Wintertagen ungemütlich werden in den eigenen vier Wänden. Zudem wäre ein kompletter Verzicht auf den Anschluss ans öffentliche Stromnetz ein sicherlich mutiger und viel zu optimistischer Schritt: Je nach Standort kann der Energieertrag nämlich mehr oder weniger vom berechneten Idealfall abweichen. Und auch die eigenen Gewohnheiten bei der Energienutzung können sich im Laufe der Jahre verändern.
Autor: Paul Deder