Der Maschinenbau bildet das Rückgrat des deutschen Exports. Seit einigen Jahren sorgt eine neue Fertigungstechnik dafür, dass der technologische Vorsprung Deutschlands in dieser Branche fortbesteht. Additive Fertigung – oder einfach formuliert – 3D-Druck heißt das Verfahren, welches die industrielle Wertschöpfungskette wie kein anderes in den kommenden Jahren verändern wird. Bereits heute wird 3D-Druck bei vielen Technologieriesen wie etwa Airbus im Prototypenbau eingesetzt. Wird ein neues Bauteil ausprobiert, müssen dafür keine Lieferanten mehr gesucht werden – das Einzelstück wird mit Metall- oder Kunststoffpulver in Mikromillimeter dünnen Schichten aufgebaut. Auch wenn das Verfahren perspektivisch keine Alternative zur Massenfertigung bietet, sind Kleinserien von wenigen Hundert oder Tausend Stück in der Zukunft durchaus realistisch.
Auch im Bauwesen hat diese Technologie längst Einzug gehalten. Architekten und Stadtplaner können mit Hilfe der 3D-Drucker und entsprechender Software nicht nur einzelne Gebäude-, sondern sogar ganze Stadtmodelle gestalten. Im Vergleich zu handgemachten Modellen eröffnet das Verfahren Bauherren und Architekten neue Möglichkeiten, ihre Projekte sowohl realistischer als auch kostengünstiger zu präsentieren. Das größte je mit einem 3D-Drucker hergestellte Stadtmodell beeindruckt mit einer Abmessung von 2,7 x 3,2 m. Die fiktive Industriestadt wurde im Auftrag eines Versicherungskonzerns entworfen und zeigt Bauwerke aus 29 verschiedenen Branchen.
Dass mit dieser Technologie mehr möglich ist, demonstriert ein Projekt aus Singapur. Ein Forschungszentrum plant, mit dem 3D-Druck eine komplette Siedlung aus Sozialwohnungen zu errichten. Dabei sollen die Bauteile und Module werkseitig gedruckt und bauseitig wie Legosteine zusammengesetzt werden. Das Projekt ist zukunftsweisend – während bislang schon Brücken und kleine Häuser aus dem Drucker umgesetzt worden sind, ist die Idee, ein Hochhaus auf diese Weise zu errichten, neu. Sollte das Vorhaben gelingen, dann könnte die Forschung dem Ziel, kostengünstigen Wohnraum bieten zu können, einen großen Schritt näher kommen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind für Extravaganz und abenteuerliche Bauwerke bekannt. Es überrascht also nicht, dass genau dort fortschrittliche Technologien im Bauwesen Unterstützung finden. Mitte 2015 hat ein Komitee des Landes den Bau eines Bürogebäudes aus dem 3D-Drucker bekannt gegeben. Neben Einzelteilen wie Wände, Türen und Fensterrahmen soll auch die komplette Office-Inneneinrichtung gedruckt werden. Das 185 m² große Bauwerk wird im Herzen Dubais entstehen. Dabei sollen die Einzelteile direkt vor Ort von einem etwa 6 m hohen 3D-Drucker erstellt werden. Der Bau soll nur wenige Wochen dauern und 50 bis 80 % der Lohnkosten einsparen. Wie sehr man in Dubai auf diese Technologie setzt, wurde vor Kurzem bekannt gegeben: Bis 2030 plant man die Errichtung eines Viertels aller Gebäude der Stadt mittels 3D-Drucktechnologie.
Autor: Paul Deder