Ein perlweißer VW-Käfer, der fahrerlos selbst fährt oder ein schwarzer, hochtechnisierter Sportwagen, der mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist und gegen Unrecht und Verbrechen kämpft – das mutete in Filmreihen wie „Herbie“ aus den 1960er Jahren oder „Knight Rider“ aus den 80ern noch sehr futuristisch an.
Ist beim Wagen „K.I.T.T.“ aus „Knight Rider“ der rot blinkende Scanner in der Fahrzeugfront, der die nähere Umgebung überwacht und so Objekte und Personen erfasst sowie Geschwindigkeiten ermittelt, noch filmische Attrappe, ist hingegen heutzutage mittels Sensor- und Kameratechnik autonomes Fahren keine ferne Zukunftsvision mehr: 2010 ließ das Projekt Stadtpilot der TU Braunschweig sein computergesteuertes Forschungsfahrzeug „Leonie“ eigenständig durch Innenstadtverkehr steuern, im Mai dieses Jahres stellte Google seinen Prototypen des fahrerlosen Autos der Öffentlichkeit vor, bereits seit Längerem auf dem Markt sind sensorbasierte Parkleitassistenten, die Lenkmanöver beim Einparken übernehmen. Aber nicht nur bei Pkw ist Technik für autonomes Fahren ein aktuelles Thema, sondern auch bei Nutzfahrzeugen wie Fernverkehr-Lkw. So stellte Daimler im September auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover seine realitätsnahe Studie „Mercedes-Benz Future Truck 2025“ vor. Herzstück für das Transportsystem der Zukunft ist der „Highway Pilot“. Frontradar- und Nahbereichssensoren scannen den Bereich vor dem Lkw. Eine Stereokamera über der Windschutzscheibe identifiziert ein- und zweispurige Fahrbahnen, Fußgänger, bewegte und stationäre Objekte, Freiraum sowie die Fahrbahnbeschaffenheit. Zudem überwachen seitlich angebrachte Sensoren die rechts- und linksseitige Fahrbahn. Die Sensoren sind miteinander vernetzt; die Daten fusionieren in einem Hochleistungs-Multikern-prozessor-Zentralrechner. Der Lkw wurde während einer Testfahrt auf der A14 im Juli bei Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h durch technisch vorgegebene Lenkeingriffe vollautomatisch mittig in der Fahrspur gehalten. Der „Fahrer“ hat derweil die Hände frei. Des Weiteren ermöglicht Datenübertragung per WLAN auf Basis von ITS Vehicle Station (Intelligent Transport Systems and Services) an Bord zweierlei Arten der Echtzeitkommunikation: Vehicle-to-Vehicle (V2V) und Vehicle-to-Infrastructure (V2I). Die Vernetzung von Lkw untereinander sowie des Lkw mit externen Adressaten wie z. B. Verkehrsleitstationen sollen automatisch aufeinander reagieren und die Sicherheit im Straßenverkehr, den Verkehrsfluss etc. maßgeblich erhöhen, der Future Truck in 10 Jahren auf die Straßen rollen.
Im Gegensatz zu den fiktiven Filmautos mit Kultstatus werden die autonom fahrenden Kraftwagen der Zukunft jedoch wohl weder jemals ein eigenes Gefühlsleben oder moralisches Empfinden haben noch zu emotionalen Äußerungen fähig sein. Dahingegen scheint die Fähigkeit von „K.I.T.T.“ bei Telefongesprächen getätigte Äußerungen abzuhören und aufzuzeichnen an einigen anderen Stellen außerhalb der Automobilbranche auf hohe Resonanz und rege Nachahmung gestoßen zu sein.
Autor: Julia Blöser