Jeden Tag produziert die Weltbevölkerung rund 3,5 Mio. t Müll, wobei gerade die Industrieländer in Europa und Nordamerika den größten Teil dazu beitragen. Auch Deutschland sorgt trotz Saubermann-Image dafür, dass die Müllberge weiter anwachsen. So haben wir in 2018 über 400 Mio. t Müll produziert – eine Zahl, die trotz aller Nachhaltigkeits-Bemühungen von Jahr zu Jahr weiter ansteigt.
Die gute Nachricht dabei ist, dass mehr als 80 % davon verwertet werden. Und dieser Anteil sollte weiter steigen, damit die Reste unseres Konsums nicht als wirtschaftlicher Verlust enden sondern als Ressource weiter genutzt werden können. Auch der Großteil des Bauschutts bekommt ein neues Leben. An modernen Technologien für die bestmögliche Trennung der unterschiedlichen verbauten Materialien wird derzeit noch weiter geforscht. Denn: Je sortenreiner recycelt werden kann, desto besser können die einzelnen Abbruch-Betandteile dem Stoffkreislauf zugeführt werden.
Rückstände aus der Müllverbrennung finden bislang jedoch keine weitere Verwendung und verbleiben größtenteils ungenutzt auf Deponien. Die Technische Hochschule Köln entwickelt im Forschungsprojekt ASHCON daher aktuell ein Verfahren für den Einsatz von aufbereiteten Müllverbrennungsaschen für die Betonherstellung.
MV-Aschen bestehen neben metallischen Anteilen zu einem großen Teil aus mineralischen Stoffen. Im Zuge des Projekts ELEXSA des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden bereits Verfahren zur Gewinnung der in MV-Aschen enthaltenen Schwermetalle entwickelt. Die TH Köln will nun mit ihrem Forschungsprojekt Verwertungsmöglichkeiten für die Reststoffe finden, denn die metallarmen Anteile bieten sich aufgrund ihrer Eigenschaften als Ersatzstoff für Primärrohstoffe bei der Herstellung von Beton an. Voraussetzung dafür ist, dass ausreichende Mengen von MV-Reststoffen in einer bestimmten Qualität bzw. Gleichmäßigkeit ggf. durch Selektierungsprozesse zur Verfügung gestellt werden.
Nach einer repräsentativen Probenahme von MV-Aschen aus Deponien und Müllverbrennungsanlagen ist im ersten Schritt die Charakterisierung und Aufbereitung der Proben geplant. Das Team des Labors für Bau- und Werkstoffprüfung entwickelt in einem weiteren Schritt zusammen mit Industriepartnern modifizierte Grundrezepturen für die Betonherstellung. Anschließend werden Probekörper hergestellt und hinsichtlich ihrer Verarbeitungseigenschaften, Umweltverträglichkeit und Langlebigkeit überprüft. „Im Vorhaben wollen wir herausfinden, wie die MV-Aschen aufbereitet und verarbeitet werden müssen, um als alternative Ausgangsstoffe für die Herstellung von Transportbeton und Betonwerkstein verwendet werden zu können“, sagt Prof. Dr. Björn Siebert von der TH Köln.
(Autor: Paul Deder)