Wer kennt nicht dieses Gefühl von der Zeit, die mit jedem Lebensjahr immer schneller zu vergehen scheint? Aus Kindern werden Jugendliche und spätestens im Erwachsenenalter, mit den ersten Alterserscheinungen kommt die ernüchternde Erkenntnis, dass unser Lebensweg keine Endlosschleife ist. Diese Vergänglichkeit der Zeit treibt die Menschheit an, diverse physikalisch-mathematische Tatsachen kritisch zu hinterfragen. Seit Einsteins Relativitätstheorie und des damit zusammenhängenden Zeitdehnungseffekts sind wir verknallt in die Idee, die Uhr des Lebens zurückdrehen zu können.
Die Hollywoodsche Inszenierung der Zeitreisen ist verlockend und gibt unseren Phantasien freien Raum. Fällt jedoch der Vorhang, dann bleibt nichts übrig als reine Fiktion: Solange der nächste Einstein auf sich warten lässt, müssen wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass Fehlentscheidungen der Jugend lebensprägend und unumkehrbar sind.
Wenn Zeitsprünge im Moment noch reine Utopie sind – mit Instrumenten für Zeitkontrolle sind wir seit Jahrhunderten bestens vertraut. Mit der Erfindung der Uhr wurde die Zeit neu definiert. Heute folgen wir nicht mehr unserem eigenen Zeitgefühl, sondern lassen uns vom Rhythmus unseres Umfelds mitreißen. War die Zeit zu Beginn unserer Geschichte einfach nur ein Element, in dem man sich bewegt, so wird sie heute mit Geld verrechnet – Schnelligkeit ist ein Grundpfeiler bei der Mehrung des Güterwohlstands. Die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig und möglichst schnell zu erledigen, gehört in das Survival-Kit eines modernen Großstädters. Heute sind wir eng getaktet und die Uhr ist unser Taktgeber. Die Matrix aus Arbeits- sowie Öffnungszeiten auf der einen Seite und technischer Beschleunigung, globaler Vernetzung und digitaler Kommunikation auf der anderen Seite sorgt für einen wilden Eiertanz um jede freie Minute. Der technische Fortschritt und all die kleinen Helferlein des Alltags machen es möglich, dass wir Zeit einsparen können. Die Spülmaschine geht widerstandslos ihrer Arbeit nach, die Pizza wird nach Hause geliefert und der nächste Einkauf ist nur einen Mausklick entfernt. Dennoch leiden viele Menschen an Zeitmangel. Wir haben gelernt: Leistung ist Arbeit pro Zeit, daher ist für viele auch außerhalb der Arbeitswelt die Entschleunigung keine Option. Rasch wird der Zeitgewinn durch neue Aufgaben, Interessen und Entscheidungen zunichte gemacht, es bildet sich neuer Zeitdruck. Weil viele von uns in diesem Hamsterrad der Hochgeschwindigkeitsgesellschaft gefangen sind, wimmelt es heute nur so von Zeitmanagement-Trainern. Dabei ist die Zeit als abstrakte Größe gar nicht fassbar: „Sie können die Zeit nicht managen – nur Ihr Verhalten“, bringt es der deutsche Psychologe und Hochschullehrer Michael Kastner auf den Punkt. Und wenn man für die Erkenntnis, was einem wirklich wichtig ist, was dringend gemacht werden muss und was als Überflüssiges von Bord kann, einen Fremden braucht, dann haben auch Zeitexperten eine Daseinsberechtigung verdient.
Auch im Baugewerbe ist der Beschleunigungsdruck nicht von der Hand zu weisen. Daran ist neben der omnipräsenten Konkurrenz auch die überdurchschnittlich gute Auftragslage in der Branche schuld. Vom Sommerloch zum Sommerhoch: 2016 gingen bei mittelständischen Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 18 % mehr Aufträge ein als im Vorjahr. Wird sich die Entwicklung auch in diesem Jahr in einem ähnlichen Tempo fortsetzen, dann müssen die Betriebe in der warmen Jahreszeit Unmögliches möglich machen, um einen Auftragsstau zu verhindern. Momente des Innehaltens und die Suche nach Harmonie und Ausgewogenheit müssen leider auf später verschoben werden. Das ist die schlechte Nachricht. Die Gute: Technische Updates beim Arbeitsequipment sowie Methoden und Instrumente einer effizienten Unternehmensführung können für den nötigen Turbo auf der Baustelle sorgen. Und wenn Not am Mann ist – der Zeitmanagement-Guru hält sicher auch einige Tipps und Tricks parat...
Autor: Paul Deder