Als Anfang 2020 die Corona-Erkrankungswelle auch nach Europa geschwappt ist, wusste noch niemand, wie radikal die Pandemie unser aller Leben verändern wird. Mit den steigenden Fallzahlen wurden Maßnahmen beschlossen, die zu drastsichen Einschnitten in unserem Alltag führten. Nun sind fast alle Corona-Regeln weggefallen, die pandemieerschöpfte Bevölkerung übt sich in Normalität.
Mit dem Ende vieler Schutzmaßnahmen und ohne den nervigen Lappen vor dem Mund sehen wir endlich wieder strahlende Gesichter. Das soziale Leben kommt langsam wieder in Schwung und auch die Kultur kehrt zurück. Trotzdem: Manche Bereiche unserer Gesellschaft werden wohl auf Dauer von den Auswirkungen der Pandemie beeinflusst.
Dazu zählt z. B. die Geschäftswelt. Da der Virus nicht nur krank machte, sondern auch Wirtschaft, Transport und Versorgung empfindlich traf, wurde nach Wegen gesucht, um eine dramatische Lähmung der Volkswirtschaft zu verhindern. Angesichts steigender Infektionszahlen ging es u. a. auch darum, Mitarbeiter durch die Verminderung betriebsbedingter Personenkontakte zu schützen. Wo es möglich war, wurde den Beschäftigten das Arbeiten von Zuhause ermöglicht: Laut einer Umfrage der Universität Mannheim sind etwa 30 % aller Arbeitnehmer in Deutschland im Frühjahr 2020 ins Home-Office geschickt worden. Bislang in vielen Unternehmen ein No-go, entpuppte sich Remote Work plötzlich als eine effektive Lösung, den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Seit Mitte März ist die Bundesnotbremse und damit auch die Home-Office-Pflicht für Unternehnen ausgelaufen. Werden die Uhren nun auf die Zeit davor zurückgestellt? Müssen alle nunmehr Verwöhnten raus aus den Schlabberklamotten und zurück ins Büro? Trotz der guten Erfahrungen, die durch das Arbeiten aus der Distanz während der Pandemie branchenübergreifend gesammelt wurden, werden etliche Chefs auf die Anwesenheit ihrer Mitarbeiter pochen und sie ins Büro zurückholen. Zu groß ist bei vielen Ewiggestrigen die Angst vor Kontrollverlust: Der Ausflug in das mobile Arbeitskonzept konnte hier die starre, überholte Präsenzkultur nicht brechen. Auf der anderen Seite haben zahlreiche Firmenlenker erkannt, dass gute Arbeit nicht an Stunden und Orte gebunden ist. Das bestätigen auch Umfragen wie die von Fraunhofer IAO und DGFP aus dem Jahr 2020. Über die Hälfte der knapp 500 befragten Unternehmen gab dabei zu, dass die Leistung der Mitarbeitenden trotz der Arbeit von Zuhause aus gleichgeblieben ist, während über 30 % der Arbeitgeber sogar einen Anstieg der Produktivität feststellen konnten. Kein Wunder, dass auch ein Großteil der Beschäftigten ein hybrides Arbeitsmodell mit Home-Office-Tagen präferiert: Die langen Arbeitswege werden reduziert genauso wie die Ablenkung, die so manches Großraumbüro mit sich bringt. Ob der fehlende Vor-Ort-Austausch mit Kollegen sich tatsächlich negativ auf die Produktivität auswirkt, darf bezweifelt werden. Nicht wenige introvertierte, aber fleißige Kollegen werden sich über stringentere Online-Meetings und weniger Smalltalk während der Arbeitszeit freuen und nutzen die hinzugewonnenen Ressourcen womöglich lieber für mehr Tiefgang im Job.
Die moderne Kommunikationstechnik reicht locker aus, um die Arbeit im Team nicht einschränken zu müssen und den Austausch in der Firma zu gewährleisten. Die Praxis zeigt, dass Abteilungen und Projektbeteiligte trotz physischer Distanz genauso zuverlässig zusammenarbeiten können, wie vor der Krise. Doch aufgepasst: Wenn man erfolgreich den beruflichen Alltag vom heimischen Schreibtisch aus gestalten will, dann muss auch Wert auf einen adäquaten Homeoffice-Dresscode gelegt werden. Die Arbeitspsychologen weisen nämlich darauf hin, dass unser Gehirn Kleidung mit bestimmten Aktivitäten verbindet und diese somit großen Einfluss auf unsere Produktivität hat. Will man also zu Höchstform auflaufen, dann muss der Schlafanzug einem angemessenen Outfit weichen!
(Autor: Paul Deder)