Der Energiehunger der Menschheit führt zu einer dramatischen Verknappung weltweiter Schlüsselressourcen. Grund dafür ist nicht nur der steigende Bevölkerungswachstum, sondern auch der hohe Verbrauch von Energie in Industrieländern. Auch China hat einen Anteil daran: Auf ihrem Weg zur Wirtschaftsmacht gehen die Asiaten energiepolitisch über Leichen und lassen jegliche Effizienz im Umgang mit dem knappen Gut missen.
Wir stecken in der Klemme. Fossile Brennstoffe gelten als Klimakiller und gehen zur Neige: In einer aktuellen Studie warnt die Energy Watch Group, dass die globale Förderung von Erdöl und Erdgas im Jahr 2020 ihr Maximum erreichen und danach stetig zurückgehen wird. Die Atomkraft als Alternative ist spätestens seit Fukushima vom einstigen Energiewunder zur kleinen, hässlichen Schwester der Atombombe mutiert und in Deutschland unwiederbringlich auf dem Abstellgleis. Da eine radikale Abrüstung des Lebensstils nicht konfliktfrei zu lösen sein wird, brauchen wir Konzepte, um die klaffende Lücke in der Energieversorgung auf lange Sicht schließen zu können. Mit Windkraft und Fotovoltaik allein wird diese Herausforderung nicht zu meistern sein. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Bei der Suche nach neuen Energiequellen hilft skurrilerweise der Blick zurück auf die Fördermethoden des letzten Jahrhunderts, die mangels Effizienz keine Akzeptanz fanden. Dazu gehört z. B. Fracking – eine Methode, die früher für die Erschließung konventioneller Lagerstätten eingesetzt und nun für die Ausbeutung von Schiefergas und -öl aus tief liegenden Gesteinsschichten fit gemacht wurde. Auch wenn das Verfahren heute unter dem niedrigen Ölpreis leidet und daher kaum Gewinne abwirft – bei einer Normalisierung des Marktes könnte auch Deutschland angesichts des hohen förderbaren Potenzials damit ein Fünftel des Gasbedarfs decken. Die nächste Methode führt uns tief unter die Erde an Orte, wo sich auch der Teufel wohlfühlen könnte. Um schwer zugängliche Kohlevorkommen zu nutzen, werden sie angezündet. Die Hitze von über 1.000° C lässt das Gestein glühen und Kohle verdampfen. Aus dem Vergasungsprodukt können Treibstoffe und chemische Produkte hergestellt werden, deren Basis heute Erdöl ist. Ob im Norden Deutschlands oder sonst vielerorts auf der Welt: An 80 % der Kohlevorkommen kommt man mit herkömmlichen Methoden nicht heran. Mit der Kohlevergasung lässt sich der Energiebedarf der Weltbevölkerung für viele Hundert Jahre stillen.
Mit der Forschung zur Kernfusion werden aber auch ganz neue Wege eingeschlagen. Was wie Science-Fiction anmutet, ist eine ehrgeizige Idee führender Volkswirtschaften, eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle zu entwickeln. Milliarden Euro werden in dieses Projekt im südfranzösischen Cadarache gesteckt mit dem Ziel, auf der Erde Bedingungen zu imitieren, die im Inneren der Sterne herrschen. Neben der Tatsache, dass es dem internationalen Forscherteam noch nicht gelungen ist, das hochempfindliche Plasma stabil einzuschließen, ist das ganze Vorhaben zuerst einmal ein Experiment. Was das bedeutet, ahnen die Hobbyphysiker unter uns: Missgeschicke und Komplikationen gehören selbstverständlich zum wissenschaftlichen Erkenntnisprozess. Das heißt: Auch wenn das Forschungsunternehmen gelingt, können dabei physikalische Effekte auftauchen, die man so nicht auf der Rechnung hatte. Dagegen erscheint die so verhasste Atomkraft fast schon harmlos.
Die billigste Energiequelle ist aber das Sparen. Neben der Industrie ist vor allem die Baubranche gefordert, ihre Effizienzquote zu erhöhen. Daher sind Themen wie nachhaltiges Bauen, erneuerbare Energien in der Haustechnik und energetische Gebäudesanierung sowohl in der Branche als auch bei den Bauherren omnipräsent. Auch die Baumaschinenindustrie liefert mit kraftstoffsparenden oder gar alternativen Antrieben Ansätze für eine Erhöhung der Energieeffizienz. Trotz aller Anstrengungen bleibt festzuhalten, dass die Welt selbst nach solchen Verrenkungen morgen mehr Energie verbrauchen wird als sie es heute schon tut – ohne dass die Weltpolitik geschlossen und ernsthaft Lösungen der Energiefrage ausarbeitet. Es bleibt die Hoffnung, dass diese entspannte Haltung nur eines zu bedeuten hat: Der Untergang ist noch fern und die energetische Apokalypse lässt noch eine Weile auf sich warten.
Autor: Paul Deder