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Scotty, Energie!

So lautete das Kommando des auch außerhalb der Fangemeinde bekannten Captain Kirk, der mit seinem Raumschiff über Jahre Fleiß, Ausdauer und Kampfgeist bewies, um fremde Galaxien, neues Leben und neue Zivilisationen zu erforschen. Der leitende Ingenieur Scotty betätigte daraufhin die Regler am Pult und die USS Enterprise beschleunigte einen Lidschlag später auf komfortable Reise-Lichtgeschwindigkeit. Und stand einmal ein Dinner mit den chronisch missmutigen Klingonen auf dem Tagesplan, dann ging das ohne große logistische Verrenkungen. Scotty bemühte den Transporter und beamte die stolzen Krieger im Nullkommanichts auf das Schiff.

Auch die Revoluzzer aus dem Atomkraft-nein-danke-Lager werden angesichts dieser visionären Technologien beruhigt feststellen, dass die  Energiefrage im 23. Jahrhunderts gelöst zu sein scheint. Der Antimaterie-Reaktor der Enterprise für den Warp-Antrieb ist an Harmlosigkeit kaum zu überbieten und lässt auch unsere Vorzeige-Kernkraftwerke alt aussehen. Hier auf der Erde ist die Suche nach einer unerschöpflichen und zugleich sicheren Energiequelle in vollem Gange. Während Forscher auf der ganzen Welt von Kernfusionskraftwerken träumen, werden in hochentwickelten Staaten wie Deutschland die erneuerbaren Energien zur wichtigsten Säule einer nachhaltigen Energiepolitik. Mit Wind, Wasser und Sonne, die den Menschen praktisch unerschöpflich zur Verfügung stehen, soll dem Problem der wachsenden Weltbevölkerung und des sinkenden Angebots fossiler Ressourcen begegnet werden. Mit dem Anstieg des Anteils an regenerativen Energiequellen lassen sich zudem die ökologischen Ziele erreichen und der Ausstieg aus der Kernenergie beschleunigen. Seit dem Beschluss zur Energiewende hat sich Deutschland zum Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien entwickelt. Mit ehrenhafter Klimaschutzromantik hat dieser Schritt wenig zu tun. Man will sich von wenig koscheren Erdgasexporteuren unabhängig machen, vor den Risiken der Atomkraft schützen und dabei noch den unpopulären aber ökologisch wichtigen Abschied von der einheimischen Braunkohle einleiten.

Im Vergleich der größten Wirtschaftsnationen hat Deutschland heute in punkto  Nachhaltigkeit die Nase vorn. Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) stieg der Anteil der regenerativen Energien am Strom-Mix von 6 % im Jahr 2000 auf 32,6 % im Jahr 2015. Und bis 2035 sollen 55 bis 60 % des hierzulande verbrauchten Stroms aus Sonne, Wind & Co. produziert werden. Doch die heile Welt der freundlichen Rotormonster, die alles andere als einen Gewinn für unser Landschaftsbild darstellen, hat auch eine hässliche Kehrseite. Für die Verbraucher ist die ökologische Wende kein Schnäppchen: Inzwischen beträgt die von allen Stromkunden zu zahlende EEG-Umlage 6,35 Cent pro Kilowattstunde. In 2015 sind so rund 22 Mrd. Euro oder 268 Euro an Zusatzkosten pro Kopf zusammen gekommen. Ein weiterer Nachteil insbesondere von Wind- und Solarenergie ist ihre fluktuierende Erzeugungsleistung. Sie ist nur bedingt vorhersagbar, eine unterbrechungsfreie und sichere Versorgung mit Strom durch diese Energiequellen ist im Moment nicht möglich. Mal gibt es einen Überschuss an Energie und danach wieder Phasen mit Energie-Flaute. Energiespeicher sind nötig, doch ein durchdachtes Konzept dafür steht nach wie vor aus.

Es gibt einige Branchen, die von der ökologischen Wende profitieren. Dazu gehört sicherlich auch die Bauindustrie. Energetische Gebäudesanierungen, die Errichtung von Windkraftanlagen und Kraftwerken und auch der Ausbau des Stromleitungsnetzes helfen, die Auftragsbücher der Bauunternehmer zu füllen. Damit verbunden ist aber auch die neue Aufgabe aller Bauakteure, sich auf die Planung und den Bau energiesparender Gebäude einzustellen, denn ein effizienter Umgang mit Energie beim Verbraucher ist der wirtschaftlichste Weg, den Klimaschutz voran zu bringen.

Autor: Paul Deder

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