zum Newsletter anmelden
 

Scheitern vorprogrammiert?

Die Welt ist voller Gesetze. Die einen beschreiben die Regelmäßigkeit von Vorgängen in der Natur, die nächsten regeln als Rechtsnormen das menschliche Verhalten, die anderen wiederum geben religiösen Menschen die Lebensordnung vor. Doch keines der Prinzipien dürfte auf so viel Zustimmung stoßen, wie das Gesetz des Scheiterns vom US-amerikanischen Luftfahrtingenieur Edward A. Murphy. Die bekannteste Kurzform seiner Eingebung lautet: „Was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“ 

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg nahm Murphy an einem Forschungsprojekt der US-amerikanischen Luftwaffe teil, bei dem die Reaktion des menschlichen Körpers auf hohe Beschleunigung untersucht werden sollte. Dazu setzte man die Testperson in ein Fahrzeug mit Raketenantrieb und brachte ein gutes Dutzend Sensoren an seinem Körper an. Aus genau zwei Möglichkeiten, die Sensoren anzuschließen, wählte Murphys Assistent die falsche, sodass sämtliche Messwerte am Ende unbrauchbar waren.  „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet, dann wird es jemand genauso machen.“ Murphys Ausspruch nach dem teuren und letzten Endes gescheiterten Experiment beschreibt eine Gesetzmäßigkeit, die jeder von uns kennt und die es schon immer gegeben haben muss: Der Säbelzahntiger kam immer dann ums Eck, wenn der rettende Baum meilenweit entfernt war. Dass er dabei auch noch stets Kohldampf hatte, versteht sich von selbst. Heute stehen wir im Stau grundsätzlich in der falschen Spur – und das ändert sich auch nicht, wenn wir sie wechseln. Das Tor fällt immer dann, wenn man sich ein Bier holt, und das, was wir suchen, ist in der Regel dort, wo wir erst zum Schluss nachschauen.

Die Menschheit wird also permanent mit Murphys skeptischer Lebensweisheit konfrontiert. Immer wieder stellen wir uns die Frage, warum ausgerechnet wir  vom Pech verfolgt werden. Wie sonst wäre die Tatsache zu erklären, dass die Technik immer kurz nach dem Ablauf der Garantiezeit versagt und einem die Nase immer dann juckt, wenn beide Hände belegt sind. Kein Zweifel – Murphy hatte recht, doch sein Gesetz beschreibt nicht die Realität, sondern nur unsere Wahrnehmung der Realität. Notorisch neigen wir dazu, negative Ereignisse im Alltag überzubewerten, während Positives als Selbstverständlichkeit hingenommen wird und schnell ins Vergessen rutscht. Murphys Gesetz ist trivial und dennoch wichtig, um stets daran erinnert zu werden, was jenseits von persönlichen Missgeschicken aus dem Ruder laufen kann. Nur wenn man weiss, dass Systeme versagen können, kann man Lösungen „idiotensicher“ gestalten. Das Gesetzt zwingt uns dazu, gestellte Aufgaben nicht zu unterschätzen, mögliche Gefahren zu berücksichtigen und stets daran zu denken, dass auch die für unmöglich gehaltenen Szenarien eintreten können. So geht man bei der Planung der Gebäudestatik lieber auf Nummer sicher und denkt bei der Entwicklung von Baumaschinensteuerungen auch an Fahrer mit zwei linken Händen.

Damit ihnen Murphys Gesetzt keinen Strich durch die Rechnung macht, müssen Unternehmer Vorbereitungen treffen, um auch auf ungeplante Ereignisse adäquat reagieren zu können. Kommt ein Prozess auf der Baustelle zum Erliegen, weil Baumaschinen streiken, Bauteile fehlen oder Schlüsselpersonen ausfallen, dann können sämtliche damit verbundenen Abläufe ins Stocken geraten. Neben dem Knowhow der Projektverantwortlichen schaffen spezifische prozessübergreifende Softwarelösungen Abhilfe. Dadurch wird es möglich, die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen. Zudem hilft ein umfassendes Controlling mit integriertem Chancen- und Risikomanagement, mögliche Gefahren im Verlauf eines Projekts frühzeitig zu erkennen. So ausgestattet steigen die Chancen, dass das Butterbrot beim nächsten Missgeschick ausnahmsweise nicht auf der beschmierten Seite landet.

Autor: Paul Deder

Weitere Artikel:

Ihrer Zeit voraus

Ihrer Zeit voraus

Kürzlich erreichte mich die Meldung, dass ein mir bekanntes Unternehmen, das innovative Maschinen für die Baustelle entwickelt, beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anmelden musste. Acht Jahre nach der Gründung konnte der Technologieanbieter das prognostizierte Geschäftswachstum nicht erreichen. Auch wenn es durchaus Chancen gibt, dass im Rahmen des Konkursverfahrens Investoren für die Umsetzung eines Sanierungsplans gefunden werden können, zeigt dieser Fall das Manko vieler junger Unternehmen mit Visionen: Sie scheitern oft, weil sie ihrer Zeit voraus sind.

mehr lesen

Auf Schrumpfkurs

Auf Schrumpfkurs

Stark gestiegene Zinsen, hohe Inflation und Knappheiten in den Märkten – seit fast zwei Jahren büßen zahlreiche Weltregionen an Schwung ein. Deutschland zählt zu den größten Verlierern der aktuellen geopolitischen Spannungen. Schon im letzten Jahr ist unser Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 0,3 % gesunken. Und auch die Konjunkturvorhersagen des IWF für 2024 zeigen, dass es dem Land an Wachstumsimpulsen mangelt. In der Riege der größten Volkswirtschaften sind die Deutschen bei BIP-Prognosen nach dem krisengeplagten Argentinien Schlusslicht – mit einem Wachstum von lediglich 0,5 %.

mehr lesen

Das Mysterium Gen Z

Generation Z

Während sich die Babyboomer in den Ruhestand verabschieden und die Millennials Karriere machen, tritt die Generation Z langsam ins Rampenlicht. Bei den Arbeitgebern verbreiten die Digital Natives Angst und Schrecken: Trägheit und mangelnde Motivation werden ihnen nachgesagt, ebenso wie geringe Belastbarkeit und hohe Ansprüche. Millionen verwöhnter Gören und verzogener Bengel mit schlechter Arbeitsmoral, dafür aber einem Faible für Tofu, Gerechtigkeit und apokalyptische Endzeitszenarien. Wohnstandskinder, die ohne WLAN und bei leerem Akku apathisch werden, tagtäglich auf dem Sofa herumlümmeln und außerhalb der Online-Welt weder kommunikations- noch beziehungsfähig sind. Alles nur ein Klischee?

mehr lesen

Stürmische Zeiten

Stürmische Zeiten

Der Immobilienmarkt hat mit einer schwierigen Gemengelage zu kämpfen. Zum einen sind da die potenziellen Käufer, die trotz unterirdischer Rahmenbedingungen den Traum von den eigenen vier Wänden noch nicht aufgegeben haben. Nur sehr langsam kommt die Erkenntnis, dass sie sich bei der Wahl der Wunsch-Immobilie in Bescheidenheit üben müssen. Denn die Hoffnung, dass die Häuserpreise mangels potenter Abnehmer ins Bodenlose sacken, bleibt vorerst unerfüllt. Viele Verkäufer, die Anfang 2022 noch den Preis bestimmen konnten, sind nach wie vor nicht bereit, deutliche Abschläge für ihre Immobilien zu akzeptieren. Nach der Preiskorrektur für Bestandsobjekte aufgrund des Zinsanstiegs im letzten Jahr hat sich die Abwärtsbewegung der Immobilienpreise inzwischen spürbar verlangsamt.

mehr lesen

Paradigmenwechsel

Paradigmenwechsel

Die Kuh ist vom Eis. Nach monatelangem Streit zwischen den Ampel-Parteien, hitzigen Diskussionen auf den medialen Bühnen und großer Verunsicherung bei Eigentümern und Mietern hat der Bundestag das sogenannte Heizungsgesetz mit einer Mehrheit verabschiedet. Ab 2024 müssen in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 % erneuerbarer Energie eingebaut werden, und auch für andere Gebäude ist der schrittweise Umstieg auf klimafreundliche Heizungen eingeläutet.

mehr lesen

(Un)pünktlich wie die Bahn

(Un)pünktlich wie die Bahn

Mitten in der Ferienzeit weckt ein aktueller Werbespot der Deutschen Bahn Lust auf Reisen. Ein breit grinsender, tiefenentspannter Bahnkunde lehnt sich zurück, schließt die Augen und genießt den Trip. „Weg von den Überstunden, weg vom Stau“ – Eine Bahnfahrt als unvergessliches Erlebnis mit magischen Landschaften außen und dem Komfort eines Fernzugs innen. Der Weg ist das Ziel! Die Realität sieht allerdings oft anders aus: Würde man den Schauspieler gegen einen echten Kunden austauschen, dann wäre sein Lachen eher hysterisch – als Ausdruck einer akuten Belastungsreaktion kurz vor dem Nervenzusammenbruch.

mehr lesen

Alibi-Programm

Alibi-Programm

Zwölf Jahre lang haben zahlreiche Akteure von der guten Baukonjunktur und boomenden Immobilienbranche profitiert. Seit dem zweiten Quartal 2022 ist die Party vorbei: Aus dem Verkäufer- ist ein Käufermarkt geworden, trotz des massiven Wohnraummangels sinkt die Nachfrage nach Wohnimmobilien spürbar. Der Auftragsbestand der Bauunternehmen schmilzt dahin, die Bauträger sind auf einmal gezwungen, Kaufinteressenten zu umwerben und auch für die ominösen Möchtegern-Makler, die sich trotz fehlender Fachkompetenz jahrelang die Taschen vollstopfen konnten, ist der Immobilienverkauf als Selbstläufer passe.

mehr lesen

KI: Chance oder Risiko?

KI: Chance oder Risiko?

Wir Menschen sind Perfektionisten – eine Eigenschaft, die aus evolutionärer Sicht  von entscheidender Bedeutung ist. Einst erreichte Standards werden immer und immer wieder in Frage gestellt, um die Latte für die Lebensqualität höher zu legen. Das hat dazu geführt, dass wir heute in einer völlig anderen Welt leben und sogar gerade dabei sind, künstliches Leben zu erschaffen. Wird die Künstliche Intelligenz (KI) zum Gamechanger oder droht uns eine digitale Revolution, die die Welt ins Chaos stürzt?

mehr lesen

Melkkuh der Nation

Melkkuh der Nation

Wir haben die Übeltäter! Endlich steht fest, wer für die verfehlten Klimaziele geradestehen und den radikalen Gesellschaftsumbau finanzieren muss. Nachdem der Gebäudesektor bei den erlaubten Jahresemissionsmengen erneut in rote Zahlen gerutscht ist, müssen die Immobilienbesitzer notfalls mit Brachialgewalt auf den vorgesehenen Dekarbonisierungspfad gebracht werden. Förderprogramme und Marktanreize? Sind teuer und der Erfolg ist schlecht planbar. Wer sich ein Haus leisten kann, sollte auch das nötige Kleingeld haben, um die klimapolitischen Versäumnisse der Großen Koalition auszubaden.

mehr lesen