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Die Kraft der zwei Zöpfe

Abstehende Zöpfe, Sommersprossen, freches Lachen und selbstbewusstes Auftreten: in den 70ern hatte die Buch- und Leinwandheldin Pippi Langstrumpf Vorbildcharakter für die Heranwachsenden weltweit. Sie brachte einen Hauch von Freiheit und Anarchie in die Kinderzimmer, weil sie sich Erwachsenen stoisch-entschlossen entgegenstellte und tagein tagaus tun und lassen konnte, was sie wollte. Fünfzig Jahre später taucht wie aus dem nichts eine weitere Schwedin auf, die innerhalb kürzester Zeit zum internationalen Superstar wird. 

Sie blickt etwas mürrischer drein als ihre rebellische Vorgängerin, trägt aber auch Zöpfe, vermittelt durch ihre Aktionen Stärke und Willenskraft und hat eine Botschaft, die bei der heutigen Selfie-Jugend seltsamerweise anzukommen scheint. Die 16-jährige Greta Thunberg hat etwas geschafft, wozu seriöse wissenschaftliche Studien und weltweit anerkannte Experten nicht imstande waren: sie hat deutlich gemacht, dass es mit der Umweltverschmutzung so nicht weitergehen kann, und hat dafür gesorgt, dass der Klimaschutz die ihm gebührende Aufmerksamkeit bekommt. Dafür wurde die Umweltaktivistin sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Doch wie echt sind Gretas Absichten? Und wie ehrlich ihr Engagement?  Astrid Lindgren hatte die Geschichte von Pippi Langstrumpf einst für ihre kranke Tochter erfunden. Ist die gefeierte Klima-Galionsfigur auch eine Inszenierung ihrer Eltern oder gar kluger, externer PR-Köpfe? Für viele Kritiker ist ihre Story zu schön, um wahr zu sein. Dazu noch dieser altmodische Look – diese Kleiderwahl und eine Frisur, die so gar nicht zu einem europäischen Teenie passen will. Die Zöpfe, die sie so anständig, unschuldig und naturverbunden erscheinen lassen sind ein klares Alleinstellungsmerkmal mit hohem Wiedererkennungseffekt. Ob Greta auch künstlich blondiert und stark geschminkt mit ähnlicher Leichtigkeit die Massen bewegen und die Medien für sich nutzen könnte? Ein großes Fragezeichen. Dass sie kommerziell ausgenutzt wurde, gilt inzwischen als gesichert. Ein schwedischer Geschäftsmann hat mit ihrem Namen geworben und konnte dadurch Investoren für ein Start-Up für Umweltthemen an Land ziehen. Thunbergs Eltern und Greta selbst wollen nichts davon gewusst haben. Auch dass Gretas Mutter, eine bekannte Opernsängerin, ihr Buch kurz nach den ersten Demos veröffentlichte, soll ein Zufall sein. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Unbestritten ist, dass Gretas Protest ein Segen für den Umweltschutz ist. Während  sich ein Spitzenpolitiker wie Donald Trump über den Klimawandel lustig macht und die steigende Eisbären-Population als Beweis für die nicht existierende Erderwärmung hält, richtet Greta ihre strengen Zöpfe und geht auf die Straße, um die jungen Menschen für das sperrige Thema Umweltschutz zu sensibilisieren. Mindestens bedenklich ist die Tatsache, dass die junge Schwedin im Namen des Klimas zum Schulschwänzen animiert. So edel der Zweck sein mag, er heiligt nicht die Mittel. 

Sicher fehlt es Greta noch an Lebenserfahrung und ökonomischen Grundkenntnissen um feststellen zu können, dass ihre drei Tage dauernde Anreise zum Weltwirtschaftsforum nach Davos alles andere als wegweisend und die Umwelt nicht von heute auf morgen zu retten ist. Aber Kinder müssen nicht alles wissen, um Erwachsene verurteilen zu können. Sie haben das Recht auf eindimensionale Fokussierung – mit all den für uns Eltern daraus resultierenden Folgen. Es bleibt zu hoffen, dass Gretas Parolen als Impultsgeber verstanden werden und nicht in blinden politischen Aktionismus münden. Die analoge Botschaft Hunderttausender Digital Natives, die sich wöchentlich zu Klimastreiks zusammenfanden, ist angekommen. Zeit für uns Erwachsene, sich zu kümmern. Und Zeit für die Kids, an die Schulbank zurückzukehren.

Autor: Paul Deder

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