In der Auseinandersetzung über die Verbandsflucht des Baukonzerns Hochtief hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) einen wichtigen ersten Erfolg erzielt. Hochtief zahlt auf Druck der IG BAU ihren Beschäftigten ab diesem Monat die im Flächentarif vereinbarte Lohnerhöhung von 2,2 % im Westen und 2,4 % im Osten. Der Konzern war zum Januar dieses Jahres aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und fühlte sich damit nicht mehr an den Flächentarif gebunden. In der ersten Verhandlungsrunde für einen Haustarifvertrag hatte der Vorstand den Angestellten lediglich ein Plus von 1,4 % für dieses Jahr gönnen wollen. „Wir haben von Anfang an klar gemacht: Wer aus dem Arbeitgeberverband austritt, braucht sich keine Hoffnung darauf zu machen, dass wir für einen Billig-Haustarifvertrag zu haben sind. Eine Verschlechterung gegenüber dem Flächentarif wird es mit der IG BAU nicht geben“, sagte IG BAU-Bundesvorstandmitglied und Hochtief-Aufsichtsrat Carsten Burckhardt. „In den vergangenen Monaten haben wir viele Hundert Beschäftigte von der Arbeit der IG BAU überzeugt. Sie haben uns mit ihrem Eintritt in die Gewerkschaft ihr Vertrauen ausgesprochen, dass die IG BAU ihre Interessen gegenüber dem Konzernvorstand vertritt. Genau das werden wir tun.“
Die Verhandlungen über den Haustarifvertrag ziehen sich hin. Am 18. Mai ist bereits die dritte Verhandlungsrunde ergebnislos vertagt worden. Der Vorstand hält es weiterhin für innovativ, den Urlaub deutlich zu kürzen sowie Löhne und Gehälter von Flächentarifen abzukoppeln. Die IG BAU fordert dagegen die Anerkennung sämtlicher Tarifverträge der Deutschen Bauwirtschaft, um Hochtief-Beschäftigte nicht vom Rest der Branche abzukoppeln. Dazu fordert die IG BAU tarifliche Regelungen, die die Herausforderung der Zukunft meistern, wie einen Tarifvertrag für mobiles Arbeiten und eine Sabbatical-Regelung. Darüber hinaus müssen in der Branche Baustellenunterkünfte, Fahrtkosten und der Verpflegungszuschuss tariflich vereinbart werden. Schließlich will die IG BAU ein 13. Monatseinkommen für alle Beschäftigten inklusive eines Fonds „Soziale Sicherheit“ und Sonderbonus durchsetzen.